
Der richtige Bildausschnitt
Ein Bild ist nicht gleich Bildausschnitt. Dass das Hauptmotiv eines Bildes genau dort ist, wo es ist, ist kein Zufall, sondern folgt einer ästhetischen Gesetzmäßigkeit. Meistens ist der Goldene Schnitt verantwortlich für die harmonische Bildaufteilung. Manchmal sorgt ein Anschnitt für mehr Spannung. Aber auch die optische Mitte kann einen gewissen Reiz und nicht nur Langeweile versprühen. In diesem Artikel wollte ich die Einteilung eines Bildes einmal direkt bewusst machen.
Das findest du in diesem Artikel:
Optische Mitte
Durch meine Arbeit als Mediengestalterin und der daraus resultierenden Suche nach passenden Fotos, habe ich gelernt, dass man leichter mit einem Bild arbeiten kann, wenn dies nicht zuvor vom Fotografen bereits bearbeitet wurde. Viele meiner Fotos habe ich daher in der optischen Mitte bzw. das Motiv bildmittig geschossen, um mir die Möglichkeit zur nachträglichen Bearbeitung am PC zu ermöglichen. Eine Auswahl dieser Bilder habe ich für diesen Artikel nun als Ausgangsreferenz genommen, um diese neu zu arrangieren, damit eine neue Bildwirkung entsteht. 😉
An dieser Stelle seht Ihr die vier unbearbeiteten Fotos, um die es in diesem Artikel geht:
Bildbearbeitung mit Hilfslinien
Um die jeweiligen Fotos besser gliedern zu können, habe ich horizontal wie vertikal Hilfslinien jeweils exakt in der Mitte platziert. So kann man sehen, dass das Hauptmotiv recht nahe der exakten Mitte auf den Fotos liegt.
Hier die vier Fotos mit vertikaler und horizontaler Hilfslinie:
Goldener Schnitt
Um das Bildmotiv in den Goldenen Schnitt zu setzen, habe ich an dieser Stelle das Bild hinter der Hilfslinie verschoben. Die Hilfslinien habe ich also nicht bewegt.
Beim Foto mit dem kleinen Wasserfall habe ich den Wasserstrahl einmal links der vertikalen Hilfslinie gesetzt, sodass rechts ein größerer „leerer“ Bereich entstanden ist.


Alternativ habe ich den Wasserstrahl auch einmal rechts der vertikalen Hilfslinie gesetzt, um links mehr Freiraum zu gewinnen, welcher durch den Schatten aufgetrennt wird. Diese Variante wirkt also spannender als die vorherige.

Den Tiger habe ich rechts der vertikalen Hilfslinie verschoben und so eine deutliche 1:3 Bildaufteilung erzielt, die man an der neuen Platzierung der Hilfslinien genau erkennen kann.
Dadurch wirkt das Foto nun viel dynamischer als das Original.


Auch die Sonne habe ich rechts neben der vertikalen Hilfslinie und unter die horizontale Hilfslinie gesetzt. Auch hier wird die Bildwirkung durch die geänderte Motivposition gestützt.


Den Elefant habe ich ebenfalls rechts neben die vertikale Hilfslinie und mittig zur horizontalen Hilfslinie gesetzt. Dadurch, dass der Elefant nach rechts sieht, gewinnt sein Körper mehr an Bedeutung in dem Bild und wirkt nicht mehr so verloren.


Bildausschnitt im Anschnitt
Zugegeben, die Motive dieser Fotos eigenen sich nicht besonders gut, um diese in den Anschnitt zu setzen. Ich habe es dennoch einmal versucht und dies ist dabei herausgekommen.
Dominieren tut in diesem Bild nun nicht mehr der kleine Wasserfall, sondern die strukturierte Mauer. Zudem wird deutlich, dass der Wasserfall eher schief abgebildet ist.


Da der Tiger im unteren Bereich bereits angeschnitten war, konnte ich dies lediglich nur noch rechts tun. Den Kopf selbst wegzuschneiden hätte dem Bild mehr geschadet.
Durch den Beschnitt des Körpers rechts erhält der Kopf und insbesondere die Mimik des Tigers mehr Aufmerksamkeit. Insgesamt wirkt das Bild dynamischer. Das Hauptmotiv befindet sich nun am unteren rechten Bildbereich und lässt so oben und links mehr Raum.


Testweise habe ich auch noch mehr vom Tiger abgeschnitten, sodass kaum mehr etwas von dem Motiv zu erkennen ist. Mindestens der Kopf sollte daher komplett zu stehen bleiben.

Wenn die Sonne angeschnitten wäre, würde hier ebenfalls viel von dem Motiv und der Wirkung verloren gehen. Daher habe ich das Hauptmotiv sehr weit an den rechten Bildrand gesetzt.
Die Sonnenstrahlen kommen nun nach links hin viel mehr zur Geltung und bilden einen fast dreidimensionalen Kanal Richtung Sonne.


Da der Elefant nach rechts guckt, konnte ich rechts nichts abschneiden, das Tier als Hauptmotiv hätte seine Wirkung verloren.
Daher habe ich versucht nach rechts hin so viel vom Bild wegzuschneiden, damit der Elefant grade noch auf dem Bild ist, wobei wieder ein Goldener Schnitt entstanden ist. Er wirkt aber nun sehr an den Rand gedrängt.


Daher habe ich in einem weiteren Versuch den linken Teil des Elefantenkörpers beschnitten. Der Blick des Elefanten nach rechts wird nun noch mehr zum Wasser und den Hintergrund gelenkt.


Fazit
Das Gespür wo genau sich die Bildmitte bzw. der Goldene Schnitt befindet, muss man lernen und kann dies durch bewusstes Betrachten trainieren.
Wie an den obigen Beispielen zu sehen kann ein Bild sehr viel an Dynamik und Interesse gewinnen, wenn das Hauptmotiv aus dem mittleren Bereich eines Bildes heraus geholt wird. 😉
Weiterführende Links
- Zeichnen lernen: Bildaufteilung

