Die Crux mit den Vergleichen
Warum Vergleiche schaden können, erläutere ich in diesem Artikel. Das Internet ist ein wunderbarer Ort, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen oder sich Inspirationen zu suchen. Doch nicht immer sind Bilder anderer Zeichner für Einsteiger Inspiration. Oft genug wirken diese entmutigend und abschreckend, weil ein Anfänger sich sofort mit anderen vergleicht und denkt “das bekomme ich nie so hin”.
Das findest du in diesem Artikel:
Warum Vergleiche schaden können
Ich habe es oft von verschiedenen Zeichnern gehört und auch schon am eigenen Leib festgestellt: bei anderen, aktiven, Hobbys kommt es selten vor, dass Vorbilder herangezogen werden. Wer gerne Fußball spielt, vergleicht sich doch auch nicht mit Teammitgliedern unserer Nationalelf. Warum erwarten wir dann aber beim Zeichen, dass wir von Hobby auf Profi schalten und das innerhalb kürzester Zeit? Grade beim Sport würde keiner auf die Idee kommen dies nun auf professionellem Niveau zu betreiben, nur weil man 2-3x die Woche nach der Arbeit diesem nachgeht. Auf der Hand liegt, dass beim Zeichnen ein Resultat erzielt wird, welches begutachtet und beurteilt wird. Doch auch Hobbyschreiber oder Videokünstler (von z.B. Let’s Plays) gehen nicht so kritisch an ihr Ergebnis wie ein Zeichner.
Ähnlich sieht es beim Fotografieren aus. Zwar ist mit recht gutem Equipment und einer Portion Glück, auf Motiv und Gelegenheit bezogen, schnell ein gutes Foto gemacht. Doch die Ergebnisse, welche professionelle Fotografen erzielen gehören zu einer Kunstform an die nur sehr wenige Laien heran kommen. Da Menschen nun einmal optische Wesen sind, drängt sich der Verdacht auf, dass es uns bei optischen Erzeugnissen leichter fällt diese zu beurteilen. Sobald aber ein großes technisches Knowhow dahinter vermutet wird, fallen unsere Ansprüche sofort bescheidener aus. Nun lässt sich Fotografieren nicht unbedingt mit dem Zeichnen vergleichen. Während beim Fotografieren innerhalb von Sekunden ein Ergebnis sichtbar ist, benötigen realistische Zeichnungen doch deutlich länger. Beim Fotografieren mag vielleicht nur der Fachkundige handwerkliche Mängel schnell aufdecken, beim Zeichnen erkennt diese bereits der Laie.
Zeichnen ist jedoch ein langwieriger Prozess. Je länger man an einem Bild sitzt, desto höher ist die Chance auf ein gutes Ergebnis. Dies aber auch nur, wenn man vorher jahrelange intensive Übung in sein Können investiert hat. Und grade den Punkt “Übung macht den Meister” scheinen wir beim Zeichnen gerne zu vergessen und meinen, gute Ergebnisse müssen, ähnlich wie beim Fotografieren, schon sofort sichtbar sein.
Überzogene Vorstellungen
Abgesehen von der Leichtigkeit für Nichtzeichner Bilder zu beurteilen, scheint es auch einhellige Meinung zu sein, dass man erst dann ein richtig guter Zeichner ist, wenn man (am besten aus dem Kopf heraus) Bilder so realistisch zu Papier bringen kann, dass sie von einem Foto kaum noch zu unterscheiden sind. Dieses Bild vom idealen Zeichner hat sich paradoxerweise nicht nur in den Köpfen der aktiv Zeichnenden manifestiert, sondern auch bei Vielen, die selbst überhaupt gar nicht zeichnen, mit ein Grund warum Vergleiche schaden können. Dass selbst die simpelsten Comicfiguren oder Strichmännchen ein trainiertes Händchen und gut ausgebildete Kreativität erfordern, wird dabei außer Acht gelassen.
Spätestens wenn der Nichtzeichner zum Anfänger in Sachen zeichnen wird, erkennt dieser, dass es doch erheblich leichter aussieht als es tatsächlich ist. Je älter man wird, desto eher scheint diese Tatsache vergessen worden zu sein. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die größten Kritiker eines Zeichners (seine größten Bewunderer allerdings auch) selbst überhaupt gar nichts mit dem Zeichnen zu tun haben. Mit diesen Vorurteilen ausgestattet lassen sich viele Zeichenanfänger natürlich einschüchtern, sobald sie merken, dass sie selbst den überzogenen Erwartungen der Mehrheit nicht gerecht werden können.
Vergleiche kommen automatisch
Und auch wenn wir erst spät aktiv mit dem Zeichnen anfangen, so haben wir uns vorher schon zahlreiche Zeichnungen und Malereien angesehen und uns eine Meinung gebildet sowie Vorbilder gesucht. Es spricht per se nichts dagegen, anderen Künstlern stilistisch nacheifern zu wollen oder sich inspirieren zu lassen. Doch sollte man bei all der Verehrung nicht seine eigene Motivation zu zeichnen aus den Augen verlieren, denn dies ist einer der Hauptgründe, warum Vergleiche schaden können.
Was mich motiviert
Auch wenn man mangelnden Ehrgeiz oder gar Faulheit unterstellen könnte, so ist es für mich beispielsweise nicht das Nonplusultra (hyper) realistisch zu zeichnen. Um dieses horrende Ziel wirklich erreichen zu können, bedarf es konsequentes und intensives Training, und zwar einzig und allein auf das Abzeichnen und Ausarbeiten von Details bezogen. Dies klingt nicht nur einseitig, das ist es auch. Zumindest für all jene, die zeichnen als Hobby besonders zur Ablenkung und Entspannung sehen.
Jetzt darf man nicht denken, Hobbyzeichner hätten keine Ziele und Motivation, sich zu verbessern. Die haben sie. Doch wer gelassener zeichnet, der lässt sein Hobby Hobby sein und gibt sich selbst die Möglichkeit einen eigenen Stil zu entwickeln Dennoch gibt es auch Hobbyzeichner, die es sich zum Ziel gemacht haben, so realistisch wie möglich zeichnen zu können. Ihr Motivator ist dann der Ehrgeiz. Nur sollte man trotz alledem nicht den Fehler machen mehr von sich zu verlangen, als Zeit zum Üben und Fähigkeiten hergeben.
Was will ich erreichen?
Das Wichtigste, das man sich fragen sollte, ist: “Was will ich erreichen?” und “Warum zeichne ich?” Wer diese Fragen klar beantworten kann, der hat sein Ziel bereits definiert. Nun steht dem Zeichnen aus Spaß und/oder Ehrgeiz nichts mehr im Wege. 😉