Genug Platz zum draußen Malen auf dem Mantaboard
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Wie lange malt man an einem Bild?

Wie lange braucht ein Bild, bis es fertig ist? Manche, insbesondere diejenigen, die nicht zeichnen und malen, machen sich keine Vorstellung davon, wie lange ein Zeichner an einem Bild sitzt. Sieht man es den Bildern immer an, dass man lange an ihnen gearbeitet hat?

Wie lange braucht ein Bild?

Wie lange braucht ein Bild, bis es fertig ist? Diese Frage ist leider nicht pauschal zu beantworten. Dennoch habe ich sie mir, stellvertretend für die Nichtzeichner, gestellt und ich würde gerne allen die Augen öffnen, die meinen, dass man grundsätzlich nur 10 Minuten oder grundsätzlich 10 Stunden benötigt. Manchmal ist erstaunlich wie viel oder auch wie wenig Zeit in einem Bild eigentlich steckt, denn man sieht es den Bildern nicht immer an.

Draußen zeichnen mit Mantaboard
Draußen zeichnen

 

Skizze vs. ausgearbeitete Zeichnung

Leider, leider fällt den Meisten schon die Unterscheidung zwischen einer Skizze und einer (fertigen) Zeichnung schwer – sogar den Zeichnern selbst.

Oftmals lese ich bei Bildern, bei denen die Zeichner angeben, sie hätten mehrere Stunden daran gesessen und es akribisch ausgearbeitet, sie wollen nur mal eben eine Skizze präsentieren. Mein erster Gedanke dabei ist: das ist keine Skizze, das ist eine richtige Zeichnung! Aber ich streite nicht im Internet über Wortdefinitionen, das führt zu nichts.

Da ja Wikipedia allgemein hin als seriöse und ernstzunehmende Quelle akzeptiert ist, zitiere ich es immer wieder gerne, so auch jetzt (ich fürchte, mir alleine glaubt man sonst nicht so gerne ^^):

Wikipedia: Die Skizze (ital.: schizzo) ist der Versuch der Darstellung einer Idee, auch ein Entwurf, ein Konzept, ein erster Überblick. Der Begriff wird in unterschiedlichen Zusammenhängen benutzt.

Ein Entwurf und stundenlanges Ausarbeiten einer Zeichnung schließt sich für mich einfach aus. 😉

Mein zweiter Gedanke ist; warum macht sich der Zeichner selbst so klein indem er seine Zeichnung nur als Skizze tituliert? Etwa nur, weil sein Bild noch nicht fertig ist? Muss ein Bild etwa fertig sein um es als Bild bezeichnen zu dürfen? Darüber darf sich meine Leserschaft gerne in den Kommentaren auslassen. 😉

Ich für meinen Teil sehe eine Skizze als schnellen Entwurf und alles darüber hinaus Gehende als Zeichnung an. Soviel schon einmal zu den Begrifflichkeiten.

 

Zeichnen und Malen

Ein Bild kann man entweder zeichnen oder malen. Soweit so klar.

Auch das Malen kann schnell gehen oder eben langsam. Einerseits hängt es von den verwendeten Materialien ab und andererseits mit der Akribie des Malers und seiner Intention bzw. seines Malstils. Trocknungszeiten können während und nach dem Malen schon den Entstehungsprozess eines Bildes ungemein in die Länge ziehen – auch dies ist schon sehr vom verwendeten Material abhängig. Außerdem ist dem Maler eines Bildes auf Leinwand die Möglichkeit offen, je nach Material, später noch Details an seinem Bild zu ergänzen oder komplette Änderungen vorzunehmen.

In der Malerei könnte man jetzt frecherweise Picasso und da Vinci gegenüber stellen, die sich stilistisch nicht größer unterscheiden könnten. Man würde annehmen, dass Picasso bei seinen Bildern schneller fertig war als es da Vinci mit seinen vielen Details gewesen ist. Das muss aber so nicht stimmen! Michelangelo zum Beispiel hat sich für seine Freskenmalerei, aufgrund des gewählten Stil- und Malmittels, sehr beeilen müssen, da ihm die Farbe sonst zu schnell trocknete. Dennoch käme niemand auf die Idee seine detailreichen und zum Teil riesigen Bilder in der Entstehungszeit mit dem schnell wirkenden Charakter der Expressionisten zu vergleichen.

Portrait zeichnen: Bleistiftlinien verblenden mit Pinsel
Bleistiftlinien verblenden mit Pinsel

Jetzt will ich, in Sachen Malerei, auch nicht so tun, als wüsste ich, wovon ich rede. Der geneigte Experte wird wahrscheinlich beim Lesen grade eh die Augen verdrehen. Aber das ist doch genau der Punkt! Derjenige, der sich mit der Materie nicht vollends auskennt, der kann eben schlecht beurteilen wie schnell ein Künstler für das eine oder andere Bild gebraucht haben mag. Bei den alten Meistern kann man es nie so ganz genau sagen, da diese die Entstehung nicht so detailliert protokolliert haben wie es bei Picassos Guernica zum Beispiel der Fall war (siehe verlinkter Artikel).

Letztendlich kann man, wenn man von den alten Meistern ausgeht, nur Aussagen von Zeitzeugen und des Künstlers (so vorhanden), seinen Skizzen und der gewählten Malmethode Rückschlüsse auf die Dauer der Bildentstehung ziehen. Wenn man es noch genauer haben möchte, zieht man noch Untersuchungen der einzelnen Farbschichten eines Bildes hinzu.

Bei jetzt lebenden und noch malenden Künstlern kann man, je nach Bild, Stil und Material, auch zu den unterschiedlichsten Aussagen gelangen. Und natürlich spielt zumindest grob auch die Größe eines Bildes eine Rolle, ganz abhängig vom Detailreichtum des Bildes. Denn ein DIN A4 Bild mit vielen Details wird nicht so viel Zeit in Anspruch genommen haben, wie ein unter den selben Bedingungen entstandenes und ebenso detailliertes DIN A0 Bild.

Allerdings darf man jetzt nicht den Fehler machen ein Bild nur nach seinen Details und der Größe zu beurteilen. Denn gewisse Praktiken ermöglichen viel Detailreichtum in kurzer Zeit. Man darf sich an dieser Stelle zum Beispiel von den faszinierenden Techniken von Bob Ross inspirieren lassen. 😉 Bei ihm sieht es beispielsweise sehr leichtgänig aus. Andere Künstler mühen sich dagegen richtig ab, ja leiden sogar für ihre Kunst. Es ist also auch sehr stark vom individuellen Künstler abhängig.

Zu unterschätzen ist auch nicht der rein zeitliche Aspekt bzw. genau die Zeit, die man ins Zeichnen und Malen am Stück investieren kann. Wenn man jetzt nicht grade von beruflichen sondern von Hobbykünstlern ausgeht, dann steht das Zeichnen bzw. Malen eben nicht immer mit Prio 1 an oberster Stelle, sondern es kommen zuerst Beruf und Familie, Freunde, Haushalt oder eben andere Verpflichtungen, die das Hobby eben nach hinten verbannen.

Zu glauben der Künstler hat die ganzen 30 Stunden am Stück in sein Bild investiert, ist also dumm. Und letztendlich – so geht es mir zumindest – kann ich die Zeit am Ende, die ich für ein Bild gebraucht habe, auch nur noch schätzen. Die ganzen Anlaufversuche, wenn ich mich an den Zeichentisch setze, über Idee und Material nachdenke und dann doch wieder vom Alltag heraus gerissen werde, sind dann gar nicht mal mehr inbegriffen in der zeitlichen Schätzung.

 

Wir halten fest

Es gibt also verschiedene Kriterien, die die Entstehungsdauer eines Bildes beeinflussen. Hier liste ich sie noch einmal gebündelt auf:

  • Verwendetes Material
  • Mal- und Zeichentechnik bzw. Stil
  • Ideenfindung und Skizzen zum Bild
  • Größe des Bildes im Zusammenhang mit dem Detailreichtum
  • Charakter bzw. Gemütsverfassung des Künstlers
  • Zeit, die ein Künstler am Stück in sein kreatives Schaffen stecken kann
Wie lange braucht ein Bild - zeichnen mit Bleistift
Wie lange braucht ein Bild

Ohne also den Künstler und seine künstlerische Geschichte zu kennen, können wir uns als Außenstehender also gar kein Urteil über die Dauer zur Entstehung des Bildes erlauben.

Zudem kommt, dass der Schaffensprozess auch von Bild zu Bild unterschiedlich ausfallen kann. Man kann als Künstler eine zündende Idee haben, die Skizzen sitzen direkt perfekt, das gewählte Material lässt einen flüssig arbeiten und der Stil sowie Detailreichtum passt perfekt zur Bildgröße.

Passt aber die Idee nicht oder quält man sich mühevoll an den Skizzen ab, dann ist der Arbeitsfluss schon massiv gestört und alles zieht sich insgesamt in die Länge.

 

Überhaupt – ist das wichtig?

Wie lange braucht ein Bild – ist das überhaupt wichtig? Macht es ein Bild jetzt weniger schön, weniger wertvoll, wenn ein Künstler nicht die angenommenen 20 Stunden, sondern nur 20 Minuten für ein Bild gebraucht hat? Für denjenigen, der nicht zeichnet oder malt, sollte es eine Randnotiz sein. Man kann sich davon beeindrucken lassen (waaaas? so lange hast du gebraucht? vs. woooow, so schnell warst du?) oder einfach akzeptieren, dass die Dauer eines Bildes keine Rolle für das Aussehen des Bildes spielt.

Auch ist die Zeit, die ein Künstler in ein Bild investiert (oder nicht investiert hat) kein Ausdruck von Lieblosigkeit oder Versessenheit. Warum länger an etwas arbeiten um es womöglich zu verschlimmbessern? Warum schon fertig nennen, wenn man noch weitere Stunden darin investieren möchte? Ein Bild braucht eben so lange wie es braucht. 😉

 

Weiterführende Links

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