Dinge, die man nicht zeichnen kann? Ist etwas unzeichenbar?
Ist etwas unzeichenbar? Wie kommt man überhaupt auf so eine komische Idee, dass etwas nicht gezeichnet werden kann? Liegt es daran, dass man sich etwas nicht bildlich vorstellen kann, oder dass einem manchmal die Zeit fehlt es sich vorzustellen? In diesem Artikel schweife ich mal wieder ins Philosophische – vielleicht gibt es ja das Unzeichenbare?
Das findest du in diesem Artikel:
Gibt es wirklich Motive, die unzeichenbar sind?
Eigentlich sind alle Begriffe, die etwas Ungreifbares oder Gefühle bezeichnen, nicht direkt zeichenbar, da sie kein Motiv innehaben. Hier kann man allerdings sehr gut mit Symbolen, Deutungen oder gezeichneten Situationsbeschreibungen arbeiten um diese komplexen Begriffe dennoch zu zeichnen.
Ein paar Beispiele für Begriffe, die eigentlich unzeichenbar sind:
- Gefühle (allgemein)
- Schmerz
- Liebe
- Kummer
- Freude
- usw.
- Erfahrungen
- Schnelligkeit / Langsamkeit
- Zeit
- Idee / Inspiration
- Gemütlichkeit / Unbehagen
Warum das Unmögliche zeichnen?
Bilder sind eine universelle Sprache, wenn unmissverständlich dargestellt wurde, was gemeint ist (z.B. ein Baum). Bei Symbolen muss die Bedeutung erst erlernt werden, da das Abgebildete nicht sinnbildlich dem entspricht, was es bedeutet. Symbole sind daher Ausdruck von Kultur und Erfahrung.
Innerhalb der eigenen Kultur kann es dennoch reizvoll sein Begriffe darzustellen, die man normalerweise nicht darstellen kann. Sei es aus künstlerischem Anspruch heraus, aus therapeutischen Gründen, um etwas Neues zu lernen (über sich selbst und seine zeichnerischen Fähigkeiten zum Beispiel) oder schlicht als Herausforderung.
Tabu & auf Schnelligkeit zeichnen
Ich sollte einmal bei einem Tabu-Spiel den Begriff “Erfahrungen” innerhalb von 2 Minuten darstellen. Und auch wenn Zeichnen mein Hobby seit meiner frühesten Kindheit ist, so hat mich diese Aufgabe auf die Schnelle sehr stark überfordert. Auf die Schnelle einen Begriff in eine optische Form zu pressen, der eigentlich keine Optik hat und dies auch noch anderen, die nicht so denken wie man selbst, ohne Worte klar zu machen, ist schon eine besondere Herausforderung.
Wer schon einmal Tabu – oder eine Variante davon – gespielt hat, wird zu Recht sagen, dass dies ja den Reiz dieses Spiels ausmacht. Und auch, wenn ich die Regeln des Spiels kenne, so hat es mich bei meiner ersten tatsächlichen Spielpartie dennoch gefordert.
Es ist gleichwohl eine interessante Vorstellung sich einmal gezielt Begriffe zusammen zu suchen, die man spontan nicht darstellen kann um diesen eine Darstellung zu verpassen. Wenn man regelrecht seine Phantasie trainieren möchte, kann man sich selbst ein Zeitlimit setzen und sehen wie weit man in seiner Spanne kommt. Um dem Spiel dann noch näher zu kommen, wäre es sicherlich verlockend einen Außenstehenden um seine Meinung zu bitten und ob dieser erkennt, was man darstellen wollte. Ein Tabuspiel ohne Teamdruck sozusagen, als persönliches Training für das eigene Vorstellungsvermögen.
Unmögliches im Kunstunterricht?
Mich selbst hat der Kunstunterricht kaum herausgefordert, was meine Phantasie angeht. Doch ich weiß aus meinem Forum, dass es durchaus Lehrer gibt, die dies mit ihren Schülern tun. Auch wenn die Schüler ihre Lehrer ob der unlösbar scheinenden Aufgabe etwas Unzeichenbares zu zeichnen verfluchen und sich dann hilfesuchend ins Internet aufmachen (und solche Anfragen findet man in den diversen Hilfeforen zu Hauf). So sei diesen Schülern gesagt: seid froh um die Herausforderung, die Euch Euer Lehrer gestellt hat!
Seine Phantasie und sein Vorstellungsvermögen zu trainieren hilft einem nicht nur im künstlerischen Bereich weiter. In vielen, auch technischen, Berufen wird immer mehr Kreativität verlangt und jeder, der gelernt hat, kreativ zu denken, hat einen Vorteil auf dem Arbeitsmarkt und auch im Privaten. Kreatives Denken ist gleichbedeutend mit der Fähigkeit Probleme zu lösen, worin sich der Mensch im Laufe seiner Geschichte immer wieder selbst übertroffen hat (denkt man einmal an die vielen Erfindungen, die uns unser Leben erleichtern).
Daher: seid froh, wenn Eure Kreativität herausgefordert wird, Ihr braucht sie öfter, als Ihr denkt. 😉
Traum & Phantasie
Viele namhafte Künstler waren von den Motiven, die sie mit den eigenen Augen sehen und mit den Händen greifen konnten, gelangweilt. So ist es kaum verwunderlich, dass immer wieder Kunstschaffende einen Exkurs in ihre Traum- und Phantasiewelt vorgenommen haben um Neues zu entdecken und malen zu können, das vor ihnen noch nie einer gesehen hat.
Sei es die Abstrakte Darstellung des Alltäglichen oder die Darstellung dessen, was man tatsächlich nicht mit dem eignen, sondern nur mit dem Auge des Künstlers, erblicken kann. Solche Bilder üben eine ganz besondere Faszination aus und regen ebenso die Fantasie des Betrachters an zu ergründen, was der Künstler mit seinem Bild wohl ausdrücken wollte.
Weiterführende Links
- Ausgelassenes Zeichnen zwischendurch
- Woher bekomme ich Ideen?
- Brauche ich Talent zum Zeichnen?
- Zeichenmythen
- Wie den eignen Zeichenstil entwickeln?
- Bilder aus dem Kopf zeichnen
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Ein Kommentar
ella
Sehr interessanter Artikel. Den Begriff “Erfahrungen” zu zeichnen, stelle ich mir im ersten Moment auch etwas schwer vor. Wenn 50 Menschen jeweils ein Bild zu dem Begriff malen würden, kämen wahrscheinlich 50 komplett verschiedene Ergebnisse raus. So dass der Betrachter später gar nicht mehr erkennen kann, was der Künstler aussagen wollte.
Bei den Begriffen Liebe, Wut, Angst, Traurigkeit usw. denke ich, dass diese extrem gut in Bildform zu bringen sind. Besonders wenn man Menschen oder Tiere malt. Aber auch Umgebungen können traurig oder freudig sein z.B.
Ich finde es wirklich am schwierigsten ein Bild zu zeichnen, dass die Emotion überträgt, die es haben soll. Ich kann von mir sagen, dass ich kaum ein Bild zu Papier bringe, dass im Endeffekt so aussieht, wie im Kopf gedacht oder gefühlt. Aber ich denke, das braucht auch sehr viel Übung. Das ist sozusagen die Meisterklasse 😀
Liebe Grüße
Ella von http://www.sonofabeach.de