Was brauche ich, wenn ich mit Aquarell anfange?
Mit Aquarell anfangen, was brauche ich dafür? Dieser Artikel ist angeregt durch eine Frage in meinem Zeichnen Forum. Daher wollte ich einmal für alle, die sich noch überhaupt gar nicht mit Aquarell beschäftigt haben, eine kleine Übersicht geben, welche Möglichkeiten man in Sachen Aquarellmalerei und Zubehör so hat.
Das findest du in diesem Artikel:
Was ist Aquarellmalerei?
Ein Aquarell (von lateinisch aqua ‚Wasser‘) ist ein mit nicht deckenden Wasserfarben angefertigtes Bild. Die Aquarellfarben bestehen aus sehr feinen Farbpigmenten, wasserlöslichen Bindemitteln wie Gummi arabicum oder Dextrinen, sowie Netz- und Feuchthaltemitteln. Diese lasierenden Farben werden nur mit Wasser verdünnt und mit einem Pinsel auf Papier, Pergament oder andere Materialien aufgetragen. Im Unterschied zu Gouache und Tempera schimmert der Malgrund durch die Aquarellfarben hindurch. Farbmischungen entstehen in der Regel durch das Übereinandermalen verschiedener transparenter Farbschichten. Weiß entsteht dort, wo der Papiergrund ausgespart wird.
Quelle: Wikipedia
Neben dem klassischen verdünnten Pigmentauftrag mittels Wasser und Pinsel haben sich inzwischen unter Künstlern und Kunstbedarfsherstellern aber auch andere Techniken etabliert. So wird beispielsweise mit einem Aquarellbuntstift, Aquarellkreide* oder Aquarellmarker erst die Farbe auf das Papier aufgetragen um es im Nachgang mit einem Pinsel und Wasser zu vermalen. Die Farbmischung findet dabei sowohl beim eigentlichen (trockenen) Farbauftrag als auch beim Vermalen mit Wasser statt.
Aquarell eignet sich auch wunderbar für Mixed-Media Techniken (eine Methode, bei der verschiedene Arten von Materialien und Maltechniken miteinander kunstvoll verbunden und gemischt werden), weshalb inzwischen sehr viel mehr Farben mit Wasser vermalt werden (können) als es der ursprünglichen Definition entspricht.
Was kostet ein Aquarellset?
Wie bei allen anderen Künstlermaterialien auch, kann man für die Aquarellmalerei wenig, mittel und sehr viel Geld ausgeben. Wer von null anfängt braucht meiner Meinung nach keine Profiausstattung, man weiß ja weder ob einem das Medium liegt, es einem Spaß macht noch ob man dies weiter verfolgen möchte.
Dennoch rate ich jedem, der sich ernsthaft mit Kunst beschäftigt, davon ab auf Discounter- oder Baumarktprodukte zurück zu greifen. Die Qualität dieser Materialien ist in der Regel so schlecht, dass man diese allenfalls Kindern zum “Spielen” zumuten kann. Jeder andere wird so nur unnötig von dem Medium abgeschreckt, da er womöglich falsche Rückschlüsse zieht. Dies ist übrigens nicht nur bei der Aquarellmalerei, sondern bei allen Kunsttechniken der Fall.
Man muss als Einsteiger dennoch kein Vermögen ausgeben um ein halbwegs brauchbares Aquarellset zu erwerben. Für um die 30-50 € bekommt man schon eine solide Grundausstattung bestehend aus Papier, Pinsel und Farbe (schwankend je nach Farbvariante und Anzahl der Farbtöne, für die man sich entscheidet). Alle weiteren Materialien (Maskierflüssigkeit z.B.) sind nette Ergänzungen, die man sich nach und nach bei Gefallen am Aquarell dazu kaufen kann.
Im Bereich von 50-150 € bekommt man dann gutes mittelpreisiges und ab 150 € aufwärts auch hochpreisiges Aquarellmaterial. Je mehr Geld man investiert, desto besser ist freilich die Qualität. Dennoch wage ich jetzt einfach mal die Behauptung, dass man als geübter und erfahrener Künstler den Wert exzellenter Qualität eher zu schätzen weiß, als als Einsteiger oder (wie ich) Gelegenheitsaquarellmaler.
Erwähnt werden muss an dieser Stelle noch, dass die Art der Verpackung (Karton, Kunststoff- bzw. Metalletui oder Holzkoffer) eine große Auswirkung auf den Preis der Farben hat. Je wertiger die Verpackung ist, desto teurer ist die darin enthaltene Farbe letztendlich.
Die verschiedenen Aquarellvarianten
Die beiden klassischen Methoden der Aquarellmalerei sind die Aquarellnäpfchen und die Aquarellfarben in Tuben. Daneben gibt es mittlerweile aber auch noch zahlreiche andere Möglichkeiten, die darauf hinaus zielen erst die Farben auf das Papier aufzutragen und diese im Anschluss mit Wasser zu vermalen.
Näpfchen
Bei den Aquarellnäpfchen handelt es sich um kleine Farbblöcke, welche mittels Pinsel angefeuchtet und so die Farbpigmente entnommen werden. Weiter verdünnen kann man die Farbpigmente dann beispielsweise auf einer Palette*.
Die Näpfchen sind eine sehr beliebte Variante der Aquarellmalerei. Allerdings werden hier auf jedenfall Pinsel und Wasser benötigt um die Farbe überhaupt zum Einsatz zu bringen.
Diesen Hund in einem Kürbis habe ich beispielsweise mit meinen St. Petersburg / White Nights Aquarellfarbe im 48er Holzkasten* aquarelliert. Die Entstehungsgeschichte dieses Bildes kannst du in meinem Tier ABC: Hund nachsehen.
Welche Aquarellnäpfchen du bekommen kannst
Jeweils im 12er Set (Preise Stand 9.12.2016):
- Preiswert
- Winsor & Newton Cotman* – für um die 12 €
- White Nights* – für um die 24 €
- Mittelpreisig
- Schmincke Akademie Aquarellfarben* – für um die 42 €
- Winsor &Newton Artists’ Water Colour* – für um die 49 €
- Hochpreisig
- HORADAM AQUARELL von Schmincke* – für um die 63 €
- Sennelier – Aquarellfarbe* – für um die 123 €
Farbtuben
Aquarellfarben gibt es aber auch in Tuben*. Hierin sind die Farbpigmente in einer feuchten aber dennoch eher festen Paste enthalten. Auch diese Paste wird mit Wasser stark verdünnt bevor die Farbe mit einem Pinsel auf dem Papier aufgetragen wird.
Mit einer Palette lässt sich eine kleine Menge Farbe der Tube entnehmen und darin leichter verdünnen. Alternativ kann man die Farbe auch mittels Pinsel direkt aus der Tube entnehmen, läuft dann aber Gefahr, dass die Pigemte viel zu kräftig aufgetragen werden (wie in meinem Beispielbild “Liegende Frau” zu sehen).
Welche Aquarellfarbe in Tuben du bekommen kannst
Jeweils im 12er Set (Preise Stand 9.12.2016):
- Preiswert
- Faber-Castell Starter Kit* – für um die 14 €
- Winsor & Newton Cotman* – für um die 18 €
- Mittelpreisig
- Daler Rowney Einfach* – für um die 40 €
- Sakura Koi – Japanische Aquarellfarben* – für um die 40 €
- Hochpreisig
- Sennelier – Aquarellfarbe* – für um die 86 €
- Holbein Artists Watercolor* – für um die 90 €
- Der Ferrari unter den Aquarellfarben
- Schmincke Aquarell-Holzkasten 24x5ml Tuben* – für um die 160 €
Aquarellbuntstifte
Kommen wir zu den Aquarellbuntstiften. Auch hier gibt es verschiedene Abstufungen in Preis und Qualität.
Wer es gewohnt ist mit Buntstiften oder generell trocken bzw. mit Stiften zu malen, der wird in den Aquarellbuntstiften einen guten, leichten Einstieg in die Aquarellmalerei finden. Hier ist auch nicht zwingend das Vermalen mit Pinsel und Wasser erforderlich sondern rein optional. Allerdings: Worin besteht der Sinn mit Aquarellbuntstiften zu malen, wenn man nicht vor hat die Farbe anschließend mit Wasser zu vermalen? 🙂
Allerdings muss es auch nicht wirklich Wasser sein. Man kann mit einem Alkoholmarker Blender ebenfalls wunderbar die Farben vermalen. 😉
Meinen Seehund habe ich mit meinen Albrecht Dürer* Künstleraquarellstiften erstellt. In meinem Artikel Meine ersten Erfahrungen mit Albrecht Dürer Aquarellbuntstifte erfährst du mehr über diese besonderen Aquarellbuntstifte und über die Entstehung meines Seehundbildes.
Welche Aquarellbuntstifte du bekommen kannst
Jeweils im 12er Set (Preise Stand 9.12.2016):
- Preiswert
- Herlitz Buntstifte Aquarell* – für um die 6 €
- Koh-I-Noor Mondeluz Aquarell-Buntstifte* – für um die 9 €
- Mittelpreisig
- Faber-Castell Art Grip Aquarelle* – für um die 14 €
- Faber-Castell Aquarellstifte ABLRECHT DÜRER* – für um die 17 €
- Hochpreisig
- Lyra Rembrandt Aquarell* – für um die 20 €
- CARAN d’ACHE – SUPRACOLOR Soft Aquarelle* – für um die 22 €
Aquarellfilzstifte
Derzeit populär sind die Aquarellmarker oder auch Aquarellfilzstifte. Dabei handelt es sich um Stifte auf Wasserbasis deren Pigmente sich mit Wasser vermalen lassen. Im Prinzip funktioniert dies mit jedem wasserbasierten Filzstift, solange man den passenden Untergrund dafür wählt.
Einige Hersteller haben allerdings ihre Stifte speziell auf die Aquarellmalerei ausgelegt. Die Handhabung erfolgt wie bei anderen Filzstiften auch. Das Vermalen mit Wasser im Anschluss ist auch hier optional. Wer also schon immer gerne mit Fasermalern gemalt hat und seinen Horizont um die Aquarellmalerei erweitern möchte, der kann sich auf jedenfall einmal mit einem Aquarell Marker austoben. 😉
Mein Ballerinabild habe ich beispielsweise mit den Molotow Aqua Twin Markern erstellt. Die genaue Entstehungsgeschichte erfährst du in meinem Artikel Ein Aquarell entsteht – Ballerina.
Welche Aquarellfilzstifte und -marker du bekommen kannst
Jeweils im 12er Set (Preise Stand 9.12.2016):
- Preiswert
- decrafts Artiste Aquarellstifte* – für um die 11 €
- Santoro Watercolour Dual-Tip Pens* – für um die 16 €
- Mittelpreisig
- MozArt Brush Pen* – für um die 18 €
- Marabu Graphix* – für um die 18 €
- Hochpreisig
- Winsor & Newton Aquarellmarker* – für um die 44 €
- Molotow Aqua Twin* – für um die 60 €
Aquarellzubehör
Wie für die meisten Kunsttechniken gibt es auch für die Aquarellmalerei allerhand Zubehör. Vieles ist optional und kann bei größerem Erfahrungsschatz und Neugierde gerne ausprobiert werden. Andere Materialien sind essentiell um überhaupt ordentliche Aquarellbilder hervorzubringen.
Aquarellpapier
Das mit Abstand wichtigste Utensil bei der Aquarellmalerei ist zweifelsohne das Aquarellpapier. Dieses ist, im Vergleich zu anderen Papiersorten, vergleichsweise teuer, aber aufgrund seiner besonderen Eigenschaften unverzichtbar.
Es gibt viele verschiedene Papierhersteller, Formate und Größen. Ob nun Panorama Format*, Postkarte*, Notizbücher*, DIN A4*, A3* oder gar A2*… handgeschöpftes Büttenpapier*, strukturiert oder glatt, für jeden Geschmack ist etwas dabei. Erhältlich sind sowohl einzelne Papierbögen als auch Papierblöcke, in der die Bögen üblicherweise miteinander verleimt sind um ein Wellen der einzelnen Bögen zu verhindern. Wer nicht ganz so nass arbeitet, kann den Papierbogen aber auch vorab aus dem Block heraus trennen.
Preiswerte Papiere gibt es beispielsweise von Herlitz*, Winsor & Newton* oder Canson*.
Die Papiermühle Hahnemühle bietet ein besonders umfangreiches Spektrum an Aquarellpapieren, sodass einem die Auswahl wahrlich schwer fallen kann. Die Liste ist nicht abschließend. Und wer sich überhaupt nicht entscheiden kann und will, dem bietet Hahnemühle glücklicherweise auch noch einen Probierblock* mit verschiedenen Papieren an. 😉
- Aquarellblock rau*
- Aquarellblock Leonardo Cézanne*
- Torchon*
- Cornwall*
- Allegretto*
- Britannia*
- Echt Bütten Aquarellpapier*
- Quattro*
- Bamboo-Mixed Media*
Maskierung / Rubbelkrepp
Für die ersten Gehversuche optional aber ein nettes Hilfsmittel, wenn man Schwierigkeiten beim Aussparen von Flächen bzw. Details hat, ist die Maskierflüssigkeit, auch Rubbelkrepp genannt. Diese bekommt man üblicherweise in Tuben bzw. Flaschen, aber Molotow bietet diese auch in Stiften an.
Die Handhabung ist recht einfach, erfordert aber auch ein gutes Zeitmanagement, da man die Maskierung nur begrenzt auf seinem Papier belassen kann. Dazu trägt man die Maskierflüssigkeit in feuchtem Zustand auf die Stellen seines Bildes auf, die man von Farbe frei lassen möchte, lässt die Maskierung kurz trocknen (aufpassen, dass es nicht zu kurz ist) und malt dann wie gewohnt sein Bild weiter. Sobald die Aquarellfarbe getrocknet ist, rubbelt man vorsichtig mit einem Finger oder Radiergummi die Maskierung, welche nun gummiartig ist, vom Blatt. Dort wo die Maskierung aufgetragen war, ist das Blatt frei von Farbe. 😉
Lässt man die Maskierung zu lange auf seinem Bild, bekommt man Schwierigkeiten beim Herunterlösen des Rubbelkrepps und kann so sein Blatt einreißen oder Stellen der Maskierung verbleiben auf dem Papier.
Aquarellpinsel
Auch bei den Aquarellpinseln gibt es gravierende Unterschiede. Beliebt, da einfach in der Handhabung und praktisch durch eine kontrollierbare Wasserabgabe sind Wassertankpinsel*. Auch diese gibt es in verschiedenen Ausführungen und Pinselstrichstärken.
Kunsthaarpinsel* sind in der Regel preiswerter und für gewisse Kunden sicherlich die bessere Wahl (für das Gewissen) als beispielsweise Echthaarpinsel*. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass beide Pinselarten unterschiedliche Maleigenschaften aufweisen. Inwiefern dies nun besser oder schlechter ist, muss jeder für sich entscheiden.
Vermeiden sollte man zu billige Pinsel, da diese sehr schnell die Haare verlieren und somit das Bild ruinieren können.
Pinselreinigung und Sonstiges
Da man seine Pinsel mitunter nicht immer adäquat sauber bekommt, helfen hier Reiniger weiter, die die Farbe restlos vom Pinsel entfernen. Hierbei sollte beachtet werden für welche Art Pinsel (-haare) der jeweilige Reiniger geeignet ist. Wie weiter oben schon erwähnt, ist auch die Palette ein sehr nützliches Hilfsmittel, da man auf ihr die Farben mischen und verdünnen kann. Die Palette würde ich zu den wichtigeren Utensilien zählen, sie ist auch recht preiswert zu bekommen. Schwämmchen können helfen um überschüssige Feuchtigkeit aufzunehmen oder diese bewusst kunstvoll zu verteilen und so Strukturen zu erzeugen.
Kurz erwähnen möchte ich auch noch Graphitstifte, welche sich nicht nur für Vorzeichnungen, sondern auch für monochrome Aquarellbilder eignen. Weitere Hilfsmittel und Anwendungsgebiete dürfen gerne von meinen Kommentatoren ergänzt werden. 😉
3 Kommentare
Mia
Uhh genau mein Beitrag 😀
Mittlerweile male ich seit einem Jahr fast nur noch Aquarell. Ich bin zwar nicht die jenige die viele Effekte erzeugt, aber vielleicht interessierts den ein oder anderen ja doch: http://un-verbluemt.net/?page_id=2244 😉
Was ich beitragen kann:
Ich stimme dir 100 % zu. Lieber eine günstige Studentenlinie der gängigen Brands kaufen, als irgendwas aus dem Discounter.
Damit man Aquarellpapier auch “unter kontrolle” hat, wäre es ratsam sein Blatt festzukleben. Das geht sehr gut mit Malerkrepp. (Ich weis, einigen genügt es völlig, wenn das Blatt im Block festgeleimt ist… ich z. B. male allerdings total ungern auf so einem “hohen” Block ;))
Am besten auch immer 2 Wasserbehälter benutzen. Einen zum Auswaschen und einen mit sauberen Wasser zum verdünnen 😀
Zum Papier: Wer kann sollte unbedingt mal in ein Zeichengeschäft gehen. Schaut euch die Blöcke an, “fühlt” und überlegt euch, für welchen Zweck ihr sie verwendet. Ich schwöre auf hot-pressed Paper; das ist teuer… aber ab und zu haben vorallem die großen Kunstbedarfshändler tolle Angebote! 🙂 Ein gutes und günstiges “Ausprobierpapier” ist m.M.n. auch das Bamboo von Hahnemühle, oder div. Sorten von Fabriano.
Alle die wirklich weitermachen wollen, bzw. mehr Geld in die Hand nehmen wollen kann ich nur Lanaquarelle, (Canson)Arches und Fabriano Artistico empfehlen!
Mia 😀
Zeichenkurs
Hallo Mia,
vielen Dank für deine ergänzenden Tipps. 😉
ella
Sehr interessanter Beitrag. Ich liebe Aquarellmalerei, habe aber leider bisher noch nicht so viel Aquarell gemalt. Ich habe mir im letzten Jahr die Koh-I-NohStifte gekauft. Aber so richtig geübt habe ich noch nicht. Obwohl meine Lieblngsbilder oft Aquarelle sind.
Liebe Grüße
Ella von sonofabeach.de