Verschiedene Materialien: Pastell und Aquarell mit Pinsel
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Chinawaren: Kunstmaterialien zum Discountpreis?

Haben Kunstmaterialien aus China eine gute Qualität? Oder sind Chinawaren bzw. Kunstmaterialien zum Discountpreis eher minderwertig? Mit diesem Artikel möchte ich auf ein Thema aufmerksam machen und für die daraus resultierenden Probleme sensibilisieren.

 

Kunstmaterialien zum Discountpreis?

Auf der Suche nach preiswerten Kunstmaterialien sowie Zubehör zum Zeichnen und Malen stoße ich immer wieder auf billige Angebote, welche ihren Ursprung in China haben – sowohl Händler als auch Hersteller des Produktes.

Einige chinesische Marken, wie zum Beispiel Ohuhu, haben sich bereits etabliert und konnten mit solider Qualität und einem guten Preis den deutschen Markt erobern. Doch leider trifft das nicht auf jede “Marke” zu.

In diesem Artikel schildere ich einige Probleme, die ich mit den billigen Produkten habe.

Kunstmaterialien aus China? Pastell und Aquarell mit Pinsel
Kunstmaterialien aus China?

 

Kunstmaterialien aus China

Zunächst muss man festhalten, dass einem beim Stöbern durch die großen online Kaufportale, aber auch durch die Discount- und Restpostenläden in den Städten, nicht immer direkt auffällt, dass ein Produkt originär aus China stammt.

Meistens fällt das auf, aber immer öfter schalten sich deutsche Vertriebe dazwischen, welche dem Produkt einen seriös anmutenden Markennamen sowie eine schicke Verpackung verpassen und die billig Produkte dann für einen deutlich höheren Preis bei uns anbieten.

Ich hatte tatsächlich auch schon die Gelegenheit im Bereich Marker mit einem solchen Vertriebler zusammenzuarbeiten, indem ich die Qualität von Produktproben beurteilen und eine Farbauswahl treffen sollte. Die anfänglich günstigen Stückpreise werden durch entsprechende Verpackung und Vermarktung allerdings schnell in die Höhe getrieben, sodass – entgegen meines Rates – lieber auf die günstigeren Varianten zurückgegriffen wurde, um einen entsprechend günstigen Preis anbieten zu können.

Nun bin ich wahrlich kein Markenexperte, aber in Sachen Markern habe ich durchaus Erfahrung, was den Markt und die immer mehr werdenden Produkte angehen. Hier gibt es halt schon sehr viele billige, leider oftmals daher auch minderwertige, Massenprodukte auf dem Markt. Ohuhu hatte sich da recht gut einsortiert, indem sie eben nicht zu sehr dem typischen Billigimage anhängen wollten und großen Wert auf die Qualität gelegt haben. Da ist es natürlich nicht leicht, grade als Einzelvertriebler, sich dazwischen zu positionieren.

Die USP (unique selling points – Alleinstellungsmerkmale), welche sich da ausgesucht wurden, fand ich jetzt persönlich auch nicht überzeugend. Aber sei’s drum, es ist nicht mein Business.

Jedenfalls war dieser Kontakt eine wertvolle Erfahrung für mich und ein Einblick hinter die Kulissen. Außerdem eine Ernüchterung, da mir klar wurde, dass auch etabliertere Marken, welche einen durchaus soliden Eindruck machen, sich womöglich auch nur aus diversen Herstellungsstätten die Produkte zusammenkaufen.

 

Zuverlässigkeit

Was ist also wichtig, worauf sollte man achten?

In Vorbereitung auf einen umfangreicheren Buntstiftartikel, in welchem ich alle meine bisher getesteten (und noch zu testenden) Buntstifte gegenüber stellen und miteinander vergleichen werde, ist mir aufgefallen, dass eine Buntstiftsorte bereits wieder komplett vom Markt verschwunden ist. Nämlich die Coloré Colored pencils, von denen ich damals schon zu wenig Informationen finden konnte und von denen ich dachte, diese würden nicht lange am Markt bestehen bleiben. Und so war es dann auch.

Coloré Buntstifte - 72er Dose
Eintagsfliege: Coloré Buntstifte

So traurig es für Neue also ist, eine lange Tradition einer Firma ist deutlich vertrauenerweckender, als eine vermeintliche Eintagsfliege, welche morgen schon nicht mehr da ist. Nicht umsonst werben etablierte Firmen wie Faber-Castell, Hahnemühle, Winsor & Newton sowie viele andere mit ihren Gründungsdaten, welche weit in der Vergangenheit liegen. Es zeigt Beständigkeit, Zuverlässigkeit und Liebe zum Produkt.

 

… in Qualität

Firmen, welche auf wechselnde Hersteller zurückgreifen, können natürlich auch keine gleichbleibende Qualität und Produktzusammensetzung gewährleisten. In solchen Fällen kann man sich als Kunde schnell ärgern, wenn das Produkt auf einmal an der ein oder anderen Stelle nicht mehr so ist, wie man es gewohnt war.

Auch hier ist leider: Was heute galt, kann morgen schon wieder obsolet sein. Besser ist es, sich an Marken zu halten, welche ihre Produkte auch wirklich selbst herstellen.

Nicht vergessen werden sollte auch, dass Inhaltsstoffe, die bei uns (EU) verboten sind, in anderen Ländern selbstverständlich genutzt werden. Dem stationären Handel traue ich zu, dass seine Produkte von ihm selbst und dem Zoll ausreichend kontrolliert werden (wobei man auch hier von Stichproben ausgehen kann). Beim Onlinehandel ist es jedoch kritischer. Die Vertriebe aus Fernost platzieren ihre Produkte in deutscher Sprache und sprechen gezielt deutsche Kunden an. Sie lassen ihre Waren dann direkt an die europäischen Kunden senden. Im schlechtesten Fall gibt es da keine Instanz, die die Unbedenklichkeit der Inhaltsstoffe gewährleistet.

 

… in Verfügbarkeit

In Sachen Verfügbarkeit gibt es auch einiges zu beachten: Angefangen bei Unternehmen, welche ganz aufhören oder Produkte, die zeitweise nicht mehr lieferbar sind oder ganz aus dem Programm genommen werden, können viele Ursachen dazu führen, dass man als Kunde keine zuverlässige Verfügbarkeit eines Produktes hat.

Geänderte Rohstoffpreise oder Gesetze sind dann noch Ursachen, die nicht einmal in der Hand des Vertriebs liegen.

Ein etablierter Hersteller mit treuem Kundenstand und gutem Ruf ist eher gewillt und bemüht beliebte Produkte auf dem Markt zu halten, als unbeständige Firmen, denen dies eher egal ist, weil sie dann lieber ein neues Produkt vermarkten.

 

… bei Informationen

Hinsichtlich Qualität hatte ich schon erwähnt, dass man lieber auf Hersteller, als auf Vertriebe, vertrauen kann. Neben der Zuverlässigkeit in Sachen Qualität und Verfügbarkeit, können Firmen, die ihre Produkte selbst herstellen, natürlich auch mehr über ihr Produkt sagen.

Zwar ist leider nicht jeder Hersteller auskunftsfreudig, aber diejenigen, die es sind, genießen das größte Vertrauen bei den Kunden. Als großes Positivbeispiel kann ich immer wieder nur die Firma Faber-Castell nennen, welche nicht nur eine lange Tradition hat und gute, zuverlässige Qualität liefert. Sie sind auch ungemein auskunftsfreudig und großzügig, was Informationen ihre Produkte betreffend angehen. Hier merkt man den Anspruch, denn sie an sich selbst haben.

Bleistifte im Vergleich: Marken, denen man vertrauen kann
Marken, denen man vertrauen kann – Bleistifte

Vergleichbar, um auch mal andere Namen zu nennen, wäre beispielsweise DERWENT aus Großbritannien. Bei diesen beiden Marken ist es mir bisher immer am einfachsten gefallen, Informationen zu Künstlermaterialien zu finden.

Firmen, die mit ihren Informationen sparsam umgehen oder womöglich nicht wissen, was sie ihren Kunden über ihre Produkte erzählen sollen, dürfen sich gerne an diesen beiden Positivbeispielen orientieren. Es wäre zum Vorteil der Kunden, aber auch des Unternehmens. 😉

 

Qualität hat ihren Preis

Auch wenn das keiner mehr hören mag, aber Qualität hat ihren Preis. Wenn ich 300 Buntstifte bekommen kann zu einem Preis, bei dem etablierte Marken nur 36 Stifte anbieten, dann sollte ich mich fragen, warum. Ich würde derart billige Produkte auch nicht meinem Kind zumuten. Weiß ich, welche giftigen Inhaltsstoffe in den Pigmenten, in der Lackierung oder der Verpackung stecken?

Allein der Gesundheit zuliebe sollte man die Finger von solchen Sachen lassen.

 

Täuschen statt Überzeugen

Auch hinsichtlich Lichtbeständigkeit sollte man sich keine großen Hoffnungen machen.

Initialzündung für diesen Artikel war unter anderem der Umstand, dass ich bei Onlineangeboten immer öfter den Hinweis “Made in Germany” oder Versprechen wie “lichtecht” etc. gelesen habe. Oft kann ich, ohne das Produkt gekauft zu haben, sagen, dass diese Aussagen schlicht gelogen sind!

Ebenso wird Keramik, Porzellan oder Metall versprochen, aber Plastik geliefert. Mit solchen Markierungen wird Qualität vorgegaukelt und der Kunde getäuscht.

Auch sollte sich inzwischen herumgesprochen haben, dass Bewertungen im großen Stil manipuliert werden, indem Leute bestochen werden, positive Bewertungen abzugeben, obwohl sie im schlechtesten Fall weder Käufer des Produkts noch überzeugt von demselben sind. Es gibt ganze Dokumentationen, in denen darauf hingewiesen wird, dass und wie manipuliert wird.

Die Plattformbetreiber tun zwar, was sie können. Aber es ist ein stetes Katz-und-Maus-Spiel.

KI generierte Bilder - Roboter-zeichnet 2 (Firefly)
Wer schreibt die Kommentare?

Ich habe mir hier angewöhnt zu schauen, wie viele schlechte Bewertungen gibt es und was kommentieren die Leute da so. Ein Daumen nach unten bzw. eine Ein-Stern-Bewertung sind schnell abgegeben – da gibt es ja immer Gründe, warum ein Kunde unzufrieden ist. Aber das hat nicht immer etwas mit der Produktqualität (oder auch Dienstleistung) zu tun, sondern kann auch persönliche Gründe habe.

Daher lese ich die Kommentare, damit ich beurteilen kann, warum die Bewertung schlecht ausgefallen ist. Anhand dessen kann ich mir ein eigenes Bild davon machen, ob das Kriterien sind, die für mich relevant sind, oder ob der Kunde nur einen schlechten Tag hat bzw. ein Montagsprodukt erwischt hat. Die Masse ist dabei natürlich auch entscheidend. Ein Prozent Montagsprodukte kann es ja noch geben. Bei 10 % gehe ich dann doch eher von minderer Qualität aus.

 

Qualität erkennen

Oben habe ich ja schon einige Hinweise darauf gegeben, worauf man achten sollte:

  • Alter des Unternehmens
  • Stellt die Firma selbst ihr Produkt her?
  • Wie offen werden Produktinformationen ausgegeben?
  • Produktverfügbarkeit
  • Preis / Leistung
  • Geruch
  • Qualität der Verarbeitung
  • Was sagen die schlechtesten Kommentare?

Zur Orientierung habe ich eine umfangreiche Liste etablierter Marken von Künstlerbedarf erstellt.

Diese Liste ist entstanden, eben weil immer mehr Vertriebe in den deutschsprachigen Onlineshops und im Handel zu finden sind. Mein Mann blickt bei den Marken überhaupt nicht durch. Und selbst ich, die sich damit überwiegend beschäftigt, kann nicht immer sagen, ob es eine etablierte Marke ist, oder doch ein Newcomer aus China.

Daher habe ich mir die Mühe einer umfassenden Auflistung gemacht. Schau doch gerne mal rein und gerne nehme ich noch vergessene Hersteller auf. 😉

 

Bitte nicht falsch verstehen

Nicht alles, was preiswert ist, ist ja auch billig. Man kann also durchaus Schnäppchen machen und oft genug stammen diese ja trotzdem aus China.

Wie eingangs erwähnt, mausert sich das Land grade und legt vermehrt Wert auf Qualität. Ähnlich, speziell in Sachen Technik, haben sich auch Südkorea, Taiwan oder in den 1950ern Japan entwickelt. Selbst Deutschland hatte in den 50ern diesen Ruf weg, weshalb die Briten deutsche Produkte mit dem, ursprünglich als Schmähung gedachten, “Made in Germany” versahen. Daraus wurde dann ein Gütesiegel, welches leider inzwischen allmählich wieder an Wert verliert.

Aus dem anfänglichen Ruf von Billigproduzenten, wurden im Laufe der Jahre also ernstzunehmende Hersteller von Qualität zu gutem Preis. Wir Kunden müssen nur lernen die Unterschiede zu erkennen und uns nicht vom niedrigen Preis blenden lassen.

 

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