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Junge Künstler in Zeiten des Internets – Zeichenanfänger

Welche Vorteile und Nachteile haben Zeichenanfänger in Zeiten des Internets? Was ist anders beim Zeichnenlernen seit es online alles zu finden gibt?

Zeichenanfänger in Zeiten des Internets

Ein Gespräch mit einem alten Hasen, der schon in den 70ern gezeichnet hat und mir einen kleinen Einblick in seine damaligen Methoden gewährte, ließ mich an meine Anfänge denken.

Was mich aber zu diesen Artikel letztendlich inspirierte, war seine Einschätzung über einen jungen Künstler, dem es offensichtlich an Selbstvertrauen und Erfahrung mangelte. Bemerkenswert war für meinen Gesprächspartner vor allem, dass sich der Mittzwanziger eher wie ein 10 Jahre jüngerer Mensch zu verhalten schien hinsichtlich der eigenen Unsicherheiten.

Das Glas und die Buntstifte - Formen zeichnen
Zeichnen

Nun, zum einen sind Charaktere ja extrem unterschiedlich. Zum anderen kann ich mir gut vorstellen, dass es bei den heutigen überall verfügbaren Vorbildern sehr abschreckend sein kann als junger Mensch mit seinen vielleicht noch nicht so perfekten Zeichnungen in die Öffentlichkeit (Internet) zu treten.

 

Zeichnenlernen “damals” und heute

“Damals” heißt hier in der Vor-Internet-Ära. Also bis Anfang der 2000er Jahre. 😉

Man vergisst ja schon fast, dass es eine solche Zeit überhaupt gegeben hat, aber tatsächlich war dies meine Kindheit. Erst ab meinen Teenagerjahren kam so nach und nach das Internet auf und war damals (da ist das Wort schon wieder ^^) nur einer kleinen Minderheit von “Nerds” vorbehalten. Dies war bis in die frühen 2000er Jahre so, also auch noch zu den Anfängen meiner Webseiten (meinen frühen 20ern).

Mein Aufwachsen war schon anders von den Medien geprägt als das der Generationen davor. Das Fernsehen hatte einen deutlich höheren Einfluss als Comics oder Radio. Entsprechend werden die heutigen jungen Generationen von dem Medium der heutigen Zeit, dem Internet, geprägt.

 

Vorteile und Nachteile des Internets

Alles hat seine Vorteile und seine Nachteile. Wichtig ist, die Nachteile zu erkennen und sie keinen so großen Einfluss auf einen haben zu lassen bzw. irgendwie zu kompensieren. Doch wie ist das Aufwachsen mit dem Internet hinsichtlich des Zeichnens?

 

Vorteile

  • Ein breites Spektrum an Wissen – nie war es so einfach sich so vielfältig zu informieren.
  • Ein unerschöpflicher Quell an Inspiration – gute Ideen in Form von anderen Zeichnungen oder Fotos findet man sehr leicht.
  • Vorbilder en Masse – praktisch jeder gute Zeichner kann heute ein Vorbild sein.
  • Austausch mit Gleichgesinnten – heutzutage ist es egal, ob man zeichnende Freunde hat, man findet sie im Internet.

 

Nachteile

  • Verunsicherung durch “zu gute” Vorbilder – wer sich vergleicht, wird schneller entmutigt.
  • Reizüberflutung und “Angst vorm weißen Blatt” – Inspirationen gibt es viele, doch welche davon soll man wie umsetzen?
  • Falsche oder widersprüchliche Informationen – wie lernt man bei der Hülle an Informationen diese zu werten? Da braucht es Erfahrung!
  • Neid und Missgunst – entweder wird man selbst neidisch auf Fähigkeiten oder Materialien anderer oder erfährt Missgunst von anderen schneller.
  • Mobbing und Beleidigungen – Obiges führt schneller zu Hänseleien, die einen überhaupt keine Ruhepausen mehr gönnen.

 

Was macht man daraus?

Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Doch bei allzu viel Hitze durch Licht, kann kühlender Schatten auch mal wohltuend sein. 😉

Es ist schön, sich überall und vielseitig informieren zu können. Aber man muss Prioritäten setzen was einen am Meisten interessiert. Wenn man sich innerhalb eines Themas ausreichend informiert und selbst viel ausprobiert hat, dann kann man die Informationen viel besser beurteilen. Was für den einen stimmt, muss auf den anderen noch lange nicht zutreffen.

Vieles ist, wie ich eingangs angedeutet habe, eine reine Charakterfrage bzw. auch eine Sache der Lebenserfahrung. Neid, Missgunst und Mobbing “muss” man sich entziehen, was freilich in der heutigen Zeit extrem schwer ist. Und gerne wird auf jemanden kollektiv virtuell “eingeprügelt” und es solidarisieren sich plötzlich sogar Fremde gegen einen, man wird womöglich aus der Diskussion ausgeschlossen und kann sich nicht einmal zur Wehr setzen. Auch ich musste dieses erst vor Kurzem erleben. Es ist eine sehr perfide Art und Weise mit Menschen umzugehen und ignorieren ist wirklich das einzig heilsame, was man dagegen tun kann. Denn wer sich nicht wehrt, auf den macht es keinen Spaß einzuprügeln.

Außerdem sagen solche Aktionen mehr über die Mobber aus als über die Opfer, auch wenn diese es (noch) nicht erkennen. Ansonsten darf man sich gerne denken: Karma is a bitch! 🤞

Zum Thema Vorbilder für Zeichenanfänger und sich mit anderen vergleichen, habe ich hier schon einen ausführlichen Artikel geschrieben:

Die Crux mit den Vergleichen

Oder auch lesenswert hier:

Vorbilder und Einflüsse beim Zeichnen

Auch wenn einige “Gurus” es ihre Zielgruppe oftmals glauben lassen wollen: Zeichnenlernen ist keine Hexerei.
Und ohne genügend Praxis, Fleiß und Ehrgeiz ist noch keiner richtig gut geworden (Stichwort Talent). Die Frage ist ja auch immer, wie man “gut” für sich selbst definiert und ob man zufrieden mit dem eigenen Können ist und für einen der Spaß und das Darstellen von Motiven eine Rolle spielt, oder doch berufliche Ambitionen.

 

Zeichnen zum Beruf machen?

Berufliche Ambitionen hatten gute und leidenschaftliche Zeichner schon immer. Das Internet erweckt auf mich aber den Eindruck, dass jeder zweite Zeichner diese Ambitionen inzwischen realisieren möchte und nicht irgendwann von seinen “Träumereien” abkommt und seine berufliche Zukunft realistisch bewertet.

Anfänglich war das Thema “Zeichnen zum Beruf machen” in meinem Forum dauerpräsent, weshalb ich ihm auch eines meiner ersten Blogbeiträge widmete und gleich allgemein zur kindlichen Förderung von Talent ausholte:

Mein Kind zeichnet gerne. Hat es Talent und wie fördere ich es?

Wir kamen damals zu dem Ergebnis, dass viele Berufe kreative Aspekte haben in die man das eigene Talent einbringen kann. Dazu bedarf es keiner offensichtlich zeichnerischen Berufe wie “Designer”, “Illustrator” oder “(Medien-) Gestalter”. Das Internet sorgt in diesen Bereichen seit einigen Jahren ohnehin für eine Schwemme, die der deutsche Arbeitsmarkt gar nicht bedienen kann. Zwangsläufig sind junge Künstler also darauf angewiesen “vernünftige” berufliche Perspektiven zu bestreiten.

Schon allein deswegen war unsere damalige Aufzählung von Berufen, in denen man kreativ sein kann, sehr wertvoll und hilfreich für Berufseinsteiger.

Abgesehen davon muss jeder für sich beurteilen können, ob eine Leidenschaft lange eine Leidenschaft sein kann, wenn man darauf angewiesen ist und “funktionieren” muss. Anders ausgedrückt: macht mir das Zeichnen eigentlich langfristig Spaß, auch wenn ich keine Lust habe zu zeichnen und dennoch zeichnen muss?

Inzwischen verwirklichen sich viele Künstler als Nebenerwerb. Entsprechend groß ist hier die Zahl der Konkurrenz und man muss besonders hervorstechen, was ein großes Maß an Zeit, Kreativität und Fleiß erfordert.

 

Was macht das mit den jungen Künstlern?

Zeichenanfänger werden schnell verunsichert und trauen sich mitunter nicht ihre Werke zu zeigen. Doch darf man eines nicht vergessen: JEDER hat einmal klein angefangen und man selbst wird in den Augen anderer vielleicht auch viel besser beurteilt, als man es selbst tut.

Statt sich vielleicht dem direkten Vergleich mit “besseren Zeichnern” auszusetzen, sollten grade Zeichenanfänger sich unter andere Zeichenanfänger mischen um sich untereinander auszutauschen. Das bedeutet natürlich nicht, dass man von dem Erfahrungsschatz der besseren Zeichner nicht profitieren könnte und sollte. Viele Zeichenprofis geben Tipps und Tricks gerne weiter und inspirieren somit und mit ihren Stilen junge Künstler.

Unter anderem die gesunde Mischung von erfahrenen und unerfahrenen Zeichnern macht das Zeichnenforum seit Jahren so beliebt – jeder hat ein Gebiet, auf dem er spezialisiert und erfahren ist und profitiert im Gegenzug von den Erfahrungen der anderen. Nur faire und ehrliche Kritik kann dabei helfen sich zu verbessern – man muss aber auch in der Lage sein diese Kritik anzunehmen und darf sie nicht als persönliche Kritik an der eigenen Person verstehen. Dies im Internet zu finden und zu bekommen ist allerdings nicht selbstverständlich.

Letztendlich bleibt es bei dem, was ich seit Jahren jungen Zeichnern sage: “Übung macht den Meister” und “der Weg ist das Ziel”. 😉

 

Und was macht das Internetzeitalter mit den alten Hasen?

Wenn ich da an mich denke, kann ich nur sagen, dass ich die jungen Künstler um den Wissenspool, die Vergleiche und die Inspiration durchaus beneide. Wie viel weiter hätte ich mit meinen eigenen Fähigkeiten sein können, wäre ich nicht in der analogen Blase aus Unkreativität gefangen gewesen.

Brettspiel basteln und Ausmalbild - spielen
Meine Tochter malt

Andererseits betrachte ich Viele, die erst nach Jahrzehnten wieder angefangen haben zu zeichnen und wie schnell diese mit dem nötigen Ehrgeiz ihre Fähigkeiten ausgebaut und perfektioniert haben.

Hätte ich als Zeichenanfänger wirklich den Ehrgeiz gehabt großen Vorbildern nachzueifern oder wäre ich vor Ehrfurcht erstarrt? Das kann ich rückblickend natürlich nicht mit Gewissheit sagen. Allerdings bewundere ich jeden jungen Künstler, der sich der Kritik, die er bekommt, stellt und sie in seine Fähigkeiten investiert! 😉

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