Zeichentechnik: richtig mit Bleistift Schattieren
Schattieren mit Estompen? In diesem Artikel erkläre ich, wie das funktioniert und worauf man achten muss.
Das findest du in diesem Artikel:
Schattieren mit Estompen
Nachdem ich Euch die Techniken mit Raster zeichnen und von eigenen Bildern abpausen vorgestellt habe, möchte ich nun den nächsten Schritt für die Bilder beschreiben: wie schattiere ich meine Bilder richtig?
Dafür gibt es nicht nur spezielle Techniken, die man kennen sollte, sondern auch besondere Materialien, die ich Euch ebenfalls in diesem Artikel vorstellen möchte. Der Artikel spricht in erster Linie Anfänger und weniger Fortgeschrittene was das Schattieren angeht an. 😉
Bleistifte
Um abwechslungsreicher schattieren zu können, sind einige verschiedene Bleistiftstärken notwendig. Dabei sollte man 2-3 harte Bleistifte, mindestens 1 mittelharten und 2-3 weiche Bleistifte in seinem Sortiment haben.
Ich habe für mich heraus gefunden, dass ich am besten mit mittleren bzw. harten Bleistiften meine Vorzeichnung mache um anschließend mit weicheren Bleistiften die Schattierungen vornehmen zu können. Dann werden die Schatten dunkler und das Bild wirkt insgesamt schwerer.
Man kann aber, wenn man schraffiert, nur harte Bleistifte benutzen. Das Bild wirkt dann insgesamt sehr hell und leicht.
Sehr abwechslungs- und kontrastreich wirken Bilder, welche sehr helle, mittlere und recht dunkle Stellen gleichmäßig vorweisen können.
Techniken
Schattieren ist nicht gleich Schattieren, denn es gibt verschiedene Techniken, wie man dies bewerkstelligen kann. An dieser Stelle zeige ich welche Techniken es gibt und wie diese aussehen.
Schraffieren
Um Flächen dunkler zu gestalten, kann man diese schraffieren, das heißt mit gekreuzten Linien bzw. Kreisen und Achten Bereiche füllen.
Diese Methode ist sehr technisch, dafür wirkt sie allerdings auch sauber und gewollt.
Je nachdem welche Bleistiftstärke man verwendet werden die Flächen hell bzw. dunkel. Insgesamt sehen gekreuzte Flächen dunkler aus als nur mit einer Lage Linien bemalte Bereiche.
Schummern
Hierfür hält man den Bleistift relativ flach über das Papier und wirbelt ihn schnell hin und her. Ziel ist eine gleichmäßige Fläche welche man auch verwischen kann (siehe Bild).
Man muss den Bleistift etwas öfter locker (also nicht so viel Druck anwenden, sonst wird die Fläche unregelmäßig und unschön) hin und her schwingen um einen einheitlichen Auftrag zu bekommen.
Wischen
Die realistischsten Schatten bekommt man indem man die Bleistiftlinien verwischt. Gerne nimmt man dafür die Finger, die das Grafit besonders gut verteilen.
Finger weg!
Das Fett und der Schmutz (z.B. Verfärbungen vom Bleistift) kleben an den Händen. Das möchte man nicht auf seinem Bild haben, doch wenn man mit den Fingern verwischt tut man genau dies: man verteilt es auf seinem Papier.
So entstehen hässliche unregelmäßige Flecken. Außerdem werden die Hände dreckig und beim weiteren Zeichnen verteilt man diesen Dreck ungewollt über das Papier (ergo: weitere Flecken).
Deswegen nehmt lieber einen Papierwischer (Estompen) oder andere Hilfsmittel zur Hand (beispielsweise ein Taschentuch oder einen Pinsel, wenn Ihr mit Grafitstaub arbeitet).
Wie Ihr auf dem Beispielbild sehen könnt, nimmt der Estompe dann das überschüssige Grafit des Bleistiftes auf und ihr könnt es viel gezielter verteilen; Hände und Bild bleiben so sauber. 😉
Highlights ausradieren
Wenn man so richtig ausgiebig an seinem Bild geschummert und gewischt hat, hat man eine recht homogene Fläche erreicht. Highlights auszusparen ist dabei recht schwierig.
Radiert also Lichtreflexe anschließend in Euren Schatten wieder hinein – aber immer vorsichtig!
Materialien
Neben den klassischen Bleistiften kann man auch Grafitstaub und Pinsel verwenden um Schattierungen anzufertigen.
Den Staub könnt Ihr entweder kaufen oder selbst herstellen (einen Grafitstift bzw. Bleistift mit ein wenig Schmirgelpapier bearbeiten und das abgeriebene Pulver auffangen).
Den Staub könnt Ihr allerdings (aus oben erklärten Gründen) nicht mit den Fingern verwischen und auch der Estompe ist mit einem Häufchen Krümel erst einmal überfordert. Nutzt dafür einen Pinsel um das Pulver vorsichtig in die gewünschten Ecken zu schieben.
Den Pinsel oder einen kleinen Blasebalg könnt Ihr auch benutzen um Radiergummikrümel vorsichtig zu entfernen. So müsst Ihr nicht mit der Hand über das Papier wischen und verteilt nicht ungewollt Dreck auf dem Blatt.
Und ihr müsst auch nicht selbst pusten, denn dadurch kann Spucke auf das Bild gelangen und das Grafit an gewissen Stellen binden, wodurch diese dunkler werden als man gewünscht hat.
Wer das ewige Anspitzen leid ist, der kann auch einen Druckbleistift (Feinminenbleistift) zum Zeichnen und Schattieren benutzen. Diese bekommt man in verschiedenen Stärken (0,25 mm/ 0,5 mm/ 0,7 mm/ 1 mm usw.) und unterschiedlichen Härtegraden (2 H, HB, 2 B etc.).
Und nicht zu vergessen der viel erwähnte Estompe. Er wird auch Papierwischer genannt und dient dem sauberen und gezielten Verwischen von Bleistiftflächen (oben beschrieben).
Papierwischer reinigen
Je mehr man den Estompen gebraucht, desto eher wird dieser natürlich schmutzig und abgenutzt. Die Frage, die sich dann stellt: wie bekomme ich das Dingen wieder sauber und spitz?
Einen klassischen Anspitzer kann man zwar auch benutzen um wenigstens den gröbsten Dreck wieder ab zu bekommen, aber richtig spitzen kann man den Papierwischer damit eher schlecht als recht.
Als sehr gute Reinigungsmethode und zum Anspitzen hat sich Schmirgelpapier etabliert.
Hier seht Ihr einen Estompen mit einer gespitzten und sauberen Seite (links) und einer dreckigen abgenutzten Seite (rechts).
Hier seht Ihr noch einmal im Detail wie die Abnutzung des Estompen aussieht. An der Spitze entsteht ein Knubbel, den man zwar abschneiden (z.B. Schere) oder abreißen kann. Das ist aber nicht zu empfehlen, denn richtig scharfkantig wird er davon leider nicht.
Und so sieht ein ungenutzter neuer bzw. gereinigter Papierwischer aus. Die Spitze hat keinen Knubbel, sondern ist gerade und (fast) präzise. Außerdem sieht man keine Bleistiftschwärzungen.
Um den Estompen grob zu reinigen schmirgelt den äußeren Dreck und Papierreste mit dem Sandpapier ab.
Um den Papierwischer letztendlich auch richtig schön an zuspitzen nehmt ihn in beide Hände und reibt ihn zwischen dem Schleifpapier kreisförmig hin und her. Durch gelegentliches Drehen rundet sich die Spitze kegelförmig ab.
Am Ende habt Ihr wieder einen schönen und einsatzbereiten Papierwischer, sauber und spitz so wie er vor der Benutzung war. 😉
Beispielbilder
An dieser Stelle möchte ich Euch nun einige Beispielzeichnungen in ihrer Entstehung zeigen. Sie sind mit den oben beschriebenen Techniken und meisten Materialien (ich habe kein Grafitpulver und Pinsel verwendet) entstanden.
Froschzeichnung
Erinnert Ihr Euch noch an die Froschzeichnung, die ich mit Raster vorgezeichnet habe? Hier seht Ihr endlich wie es weiter ging…
Zuerst habe ich die wichtigen Konturen des Frosches noch einmal dunkler nachgezogen, damit ich sie nicht versehentlich unkenntlich mache.
Dann habe ich die erste Fläche mittels Schummern dunkel gefärbt. Diese Fläche habe ich anschließend mit dem Papierwischer bearbeitet.
Im nächsten Schritt habe ich die wichtigsten Schatten auf dem Körper des Frosches geschummert und mit Estompe verwischt. Bislang habe ich mittlere Bleistiftstärken (H, HB, B) verwendet.
Mit einem weicheren Bleistift (2 B) habe ich den Bereich direkt hinter dem Frosch dunkel geschummert.
Mit einem Druckminenbleistift von Faber-Castell (B & 0,7 mm) habe ich den Schlagschatten des Frosches mittels Kreuzschraffur gezeichnet. Den Schatten auf dem Frosch drauf habe ich ebenfalls noch einmal mit Kreuzen schraffiert.
Mit einem harten Bleistift (H, 2 H) habe ich den Rest des Blattes mittels rechts gerichteter Linienschraffur strukturiert.
Mit einem etwas weicheren Bleistift (HB) habe ich die Linien noch einmal nachgezogen und so den Kontrast erhöht.
Zuletzt habe ich mit einem sehr weichen Bleistift (7 B) in Kreisform den verbliebenen Hintergrund gestaltet.
Das fertige Bild sieht dann wie folgt aus:
Seerosenzeichnung
Auch die Lotuszeichnung dürfte noch aus meinem Artikel mit Raster zeichnen lernen bekannt vor kommen. Auch dieses habe ich fertig gestellt und mit Schattierungen ausgearbeitet. 😉
In der Grundzeichnung habe ich schon vorsichtig die Stellen mit dem Schatten markiert. Ansonsten habe ich auch hier die Konturen nachgezogen, damit diese stabiler und kontrastreicher werden.
Mit einem mittelweichen Bleistift (HB, B) habe ich die Schattierung strukturiert. Hierfür habe ich die Linien immer wieder sanft an der Form der Seerose entlang Strich für Strich gezogen.
Um noch einmal richtig scharfen Kontrast ins Bild zu bekommen habe ich noch einen sehr weichen Bleistift (7 B) genommen um dunkler gefärbte Stellen an der Blüte deutlicher zu betonen.
Außerdem habe ich die Struktur (leichte Linien) noch einmal vorsichtig und locker nachgezogen.
Das fertige Bild sieht dann wie folgt aus:
Einhornzeichnung
Vor kurzem habe ich auf meiner Zeichnen lernen Seite ein Tutorial zum Zeichnen von Einhörnern und Zentauren online gestellt. Dabei habe ich eines der Bilder noch einmal mit Bleistift schraffiert, welches ich an dieser Stelle zeigen möchte.
Als erstes die reine Grundzeichnung ohne jegliche Schatten, nur die Konturen:
Mit dem Druckbleistift (B & 0,7 mm) von Faber-Castell habe ich dann die Kreuzschraffuren recht locker an den schattigen Stellen gezogen.
Das Ergebnis sieht dann so aus:
Grundlegende Tipps
Hier habe ich noch einmal übersichtlich grundlegende Tipps zusammen getragen, damit das Schattieren auch bei Euren Bildern reibungslos klappt. 😉
- Übung macht den Meister – also erwartet nicht, dass Ihr sofort alles perfekt hin bekommt
- Eile mit Weile – alles dauert seine Zeit, also lasst Euch nicht stressen weil Ihr Euer Bild so schnell wie möglich fertig bekommen wollt
- Weniger ist mehr – wenn Ihr verschiedene Techniken kombiniert, übertreibt es nicht
- Techniken: Schummern, Schraffieren, Wischen
- Finger weg! – nie mit Finger und Händen wischen, sondern mit Hilfsmitteln (Papierwischer, Taschentücher etc.)
- Von hell nach dunkel lässt es sich am einfachsten arbeiten
- Um versehentliches Verwischen und Bleistiftspuren zu verhindern, am besten ein Blatt Papier oder Taschentuch drunter legen
Weiterführende Links
An dieser Stelle noch einige hilfreiche Tipps:
5 Kommentare
barbara branner
hi,tolle Anleitungen für meine Schüler. Wollen unbedingt Menschen zeichnen lernen. Ich bevorzuge dabei Bleistifte.
Carina Schmidt
Hey, ich bin Carina! Ich war wirklich sehr froh als ich deine Seite gefunden habe! Du zeichnest wirklich sehr gut!
Ich hätte da ein paar Fragen. Es wäre schön wenn wir irgendwie in Kontakt kommen könnten?
Zeichenkurs
Hallo Carina, vielen Dank für die Blumen. 🙂
Ich freue mich immer sehr über Mails, wenn du mir schreiben magst.
Katrin
Wow, du kannst super zeichnen! Und super erklären, ich glaube langsam verstehe ich wie man schattiert :).
Ich wollte fragen ob ich deinen Einhorn Kopf in meinem Header verwenden darf, ich schreibe auch deine Website auf das Bild!
Liebe Grüße
Zeichenkurs
Hallo Katrin,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar. 🙂
Bezüglich der Bildverwendung, habe ich dir eine E-Mail geschrieben (inkl. Link wo ich noch mehr Einhornbilder habe). 😉
LG
Steffi