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Foto & Digitales

Warum das Wasserzeichen der beste Freund des Künstlers ist

Schützt ein Wasserzeichen meine Bilder? Wer ein Bild in mühevoller und langwieriger Arbeit zeichnet oder malt, der stellt es gerne voller Stolz ins Internet, bevorzugt in die sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter, Google+ und Co. Warum damit der große Ärger für einen Künstler beginnen kann und wie man diesen vorbeugt, beleuchte ich in diesem Artikel.

Die virale Verbreitung

Das Bild ist fertig gezeichnet, endlich! Hat schließlich mehrere Stunden gedauert, aber nun ist es geschafft. Klar, dass man es seinen Freunden gerne zeigen möchte und das geht am schnellsten, indem man es auf sein Profil im sozialen Netz hoch lädt.

Nun passiert Folgendes: Die Freunde sehen es, klicken auf gefällt mir oder schreiben sogar einen Kommentar, einige teilen es sogar. Das ist es doch, was man wollte! Oder?

 

Der Kontrollverlust

Doch je nach Privatsphäreneinstellungen wird bei jedem Kommentar oder Like eines Freundes das Bild auch dessen Freunden angezeigt, die wiederum mit einem Kommentar oder Like den eigenen Freunden das Bild somit zeigen und so weiter. Nun hat eine unüberschaubare Anzahl von Leuten das Bild gesehen und kann es selbst liken, teilen, kommentieren… und wir wissen nicht, wer es selbst liket, teilt und kommentiert.

 

Was ist das Problem?

Im Prinzip ist es kein Problem, denn genau dafür sind ja die sozialen Netzwerke da. Doch wenn jeder so fair wäre die originale Quelle des Bildes zu nennen, damit jeder sofort erkennen kann, von wem es eigentlich stammt, wer der Künstler ist, dann hätte der Künstler selbst wenigstens auch die Anerkennung, die ihm zusteht. In den seltensten Fällen weiß man wer der Urheber einer Zeichnung oder Malerei ist, die man auf Facebook und Co. gesehen hat, eben weil es nicht dabei geschrieben wird. Warum auch? Die Wenigsten sind dafür sensibilisiert auf Urheberrechte zu achten und daher interessiert sie auch die Urhebernennung kein Stück.

Ja, klar! Wir alle haben schon von den vielen Abmahnungen gehört, weil jemand ein fremdes Foto auf seine Webseite gestellt hat, aber man stellt doch kein fremdes Foto ein. Man liket es, kommentiert es oder teilt es. Aber man stellt kein fremdes Foto ein… und ist ja auch nicht meine Webseite, sondern mein Profil.

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Was sagt das Medienrecht?

Dass man mit diesen Handlungen das Bild aber weiter verbreitet und daher sehr wohl öffentlich macht, darüber sind sich die Wenigsten im Klaren. Dass für Facebook-Seiten auch eine Impressumspflicht besteht, ist schließlich auch zu den Wenigsten durchgedrungen. Ganz abgesehen von denjenigen Leuten, die die Bilder nicht bloß teilen, sondern herunterladen, eventuell bearbeiten (Signaturen rausschneiden, überstempeln) und dann wieder unter eigenem Namen hoch laden.

 

Die Nutznießer & Schmarotzer

Das alles könnte einem fast egal sein, wenn es da nicht die Nutznießer gäbe, die aus fremder Hände Arbeit Kapital schlagen wollen. Zu nennen wären hier Seiten wie lol.de/kunst, heftig.co sowie deren englische Vorbilder Buzzfeed, Upworthy oder Gawker, welche viel Kritik ernten – zu Recht (siehe folgenden Artikel). Denn sie suchen sich fremde Videos und Bilder zusammen und stellen diese in eigene Artikel, garniert mit reichlich Werbung. In den seltensten Fällen stehen die Urheber überhaupt dabei und ob überhaupt die Erlaubnis für solche “Sammlungen” von den Rechteinhabern erteilt wurde, darf bezweifelt werden.

heftig.co durfte sich zudem der besonderen Kritik ausgesetzt sehen, kein richtiges Impressum und Ansprechpartner zu haben. Vielmehr “versteckt” sich der Betreiber hinter einer ausländischen Domain und verschleierter Whois-Angabe. Dieser Umstand soll berechtigte Abmahnungen verhindern. Der Betreiber entzieht sich also bewusst und mit voller Absicht der juristischen Verantwortung für sein illegales Tun.

UPDATE: mittlerweile hat heftig.co ein Impressum und auch ein Statement zur eigenen Einstellung bezüglich der Urheberrechte abgegeben. Besser macht es die massive Verletzung von Urheberrechten aber dennoch nicht. Stattdessen handelt man hier nach dem Credo “Wo kein Kläger, da kein Richter”.

Da ich selbst schon mit einem Rechteverletzer mit verschleierter Whois-Angabe zu tun hatte, weiß ich, dass es hier besonders intensive Recherche und eine Portion Glück braucht, um dennoch die Person dahinter zu identifizieren. Ein cleverer Anwalt für Online- und Medienrecht kann hier gewiss auch noch einige “Tricks” anwenden. Es ist also nicht unmöglich, wenn auch schwierig, dennoch zu seinem Recht zu kommen.

 

Das Wasserzeichen

Normalerweise bin ich kein Befürworter von Wasserzeichen. Allerdings finde ich, dass man vor diesem Hintergrund durchaus einen Gedanken daran verschwenden sollte doch auf dieses “Schutzinstrument” zurück zu greifen.

Freilich wird ein gut sichtbar platziertes Wasserzeichen, welches man nicht ohne größeren Aufwand wieder aus dem Bild heraus schneiden kann, darauf hindeuten von wem ein Bild nun originär stammt.

Wasserzeichen auf Foto
Wasserzeichen auf Foto

Allerdings wird auch dieses nicht verhindern, dass das Bild durch die sozialen Netzwerke wandert, sobald es dort einmal angelangt ist. Und auch andere (unseriöse) Webseiten werden durch ein Wasserzeichen nicht unbedingt davon abgehalten sich zu bedienen.

Dennoch hat man als Urheber mit einem Wasserzeichen die Gewissheit, auch wirklich mit dem Bild in Verbindung gebracht zu werden. Und wer sogar seine Webadresse (wenn man keine Homepage hat sein Deviant Art Profil etc.) in das Bild schreibt, der kann vielleicht hierüber sogar neue Fans generieren.

Auf der anderen Seite muss man schon ein wenig kreativ werden, um seine Signatur zwar gut sichtbar, aber dennoch nicht auf die schäbigste Art und Weise auf das Bild zu setzen. Denn seien wir mal ehrlich; Wasserzeichen (insbesondere, wenn sie so platziert sind wie in meinem Beispiel) sehen alles andere als schön aus und stören den Gesamteindruck des Bildes.

 

Programme & Online Tools

Neben verschiedenen (kostenlosen) Programmen wie z.B. Gimp gibt es auch andere Tools mit deren Hilfe man ein Wasserzeichen auf sein Bild setzen kann.

Kleine Programme zum Herunterladen findet Ihr beispielsweise auf freeware.de oder chip.de. Wer es noch schneller und bequemer braucht, der kann auch gleich auf Online-Tools zurückgreifen. Beispielsweise auf watermark.ws oder watermark-images.com.

Screenshot von Watermark.ws
Screenshot von Watermark.ws

Wer seine Bilder bereits ins Internet gestellt hat und nun fürchtet, dass diese unkontrolliert die Runde machen, kann auch eine Bilder-Revers suche wie Tineye dazu benutzen heraus zu finden, wo überall das eigene Bild herumspukt. Dies gilt allerdings nur für das “öffentliche” Web. Grade auf sozialen Netzwerken läuft Vieles versteckt aufgrund der Sicherheitseinstellungen.

Für das freie/ öffentliche Internet gilt: Das Schöne an Tineye ist, dass man für seinen Browser auch ein Add-on (bspw. Mozilla) bekommt, sodass anschließend nur noch ein Klick mit der rechten Maustaste auf sein Bild im Internet genügt, um die Suche zu aktivieren.

Da die Datenbank von Tineye laufend wachen muss, kann es passieren, dass ganz neue Bilder noch keine Ergebnisse liefern. Gebt dem Tool dann ein wenig Zeit, Euer Bild “kennenzulernen”, um es später genau mit anderen Bildern abgleichen zu können. Die Bilder werden dann optisch geprüft und miteinander verglichen. Auch wenn Kopien geringfügig bearbeitet wurden, können sie erstaunlich gut dem Original zugeordnet werden. Wer schon das Vergnügen hatte, die Google-Bildersuche zu nutzen, der weiß, dass die Erfolgsquote hier nicht ganz so hoch ist.

 

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