Doofes Urheberrecht… man macht doch Werbung?!
Urheberrecht vs. Werbung – Vorweg: es geht ums Abzeichnen von fremden Bildern/Fotos. 😉
Wie oft habe ich diesen Einwand (man macht doch Werbung für dieses/jenes) gelesen, wenn es darum ging sich schlicht nicht an das Urheberrecht halten zu wollen. Das Urheberrecht in Deutschland ist freilich nicht sehr modern und auf jeden Fall ungemein kompliziert. Daher hatte ich auf meiner Seite ein paar Punkte in Sachen Kunst und Urheberrecht erklärt. In diesem Artikel möchte ich einmal die Einwände Urheberrecht vs. Werbung beleuchten, die dann dennoch kommen. Natürlich nicht rechtsverbindlich, da ich keine Anwältin bin und die Rechtsberatung in Deutschland strengen Regeln untersteht.
Das findest du in diesem Artikel:
Quellenangabe reicht doch?
Einige meinen, es reicht doch einfach die Quelle anzugeben, wenn man ein Bild abgezeichnet hat. Doch das stimmt ganz sicher nicht. Nicht so lange das eigene Bild nicht die nötige Schöpfungshöhe erreicht hat, um sich vom Original genug abzuheben und so ein eigenständiges Werk zu bilden. Es ist vielmehr sogar so, dass der Urheber verbieten kann sein eigenes Werk zu kopieren und dies dann zu veröffentlichen.
Letztendlich kommt es immer auf die Veröffentlichung an, die das Problem dar stellt. Und zwar deswegen, weil man dann die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich/sein Bild lenkt. Auch dann kann der eigentliche Urheber (Ideengeber zum Bild) das eigene Bild recherchieren.
Grade da kommt oft der Gedanke, dass die Quellenangabe ausreichen müsse. Das ist aber zu einfach gedacht: Man muss den Urheber fragen und daran führt kein Weg dran vorbei.
Schöpfungshöhe? Was ist das?
Wenn ich ehrlich sein soll, das weiß ich auch nicht. Ich habe in sehr vielen Foren betreffend das deutsche Urheberrecht gelesen, aber immer wieder bekam man auf die Frage, was die nötige Schöpfungshöhe eigentlich definiert, nur die Antwort “das entscheiden die Richter”.
Es dürfte verständlich sein, dass man nicht erst durch alle gerichtlichen Instanzen gehen möchte, um herauszufinden, wie die Schöpfungshöhe in dem eigenen individuellen Fall aussieht. Da es sich tatsächlich um individuelle Analysen und Rechtsprechung handelt, kann man dort geschlossene Aussagen auch schlecht pauschalisieren.
Ich für meinen Teil habe die Erkenntnis gewonnen, dass die Schöpfungshöhe ein Richtwert sein muss wie sehr sich Original (Vorlage) und Nachahmerbild voneinander unterscheiden müssen.
Da kommen Aspekte ins Spiel wie:
- Farbgebung
- Material
- Format (war es vorher Querformat und jetzt ist es Hochformat oder andersrum?)
- Bildkomposition (habe ich alles übernommen oder eigene Elemente hinzugefügt oder was weg gelassen?)
- Motiv(e) und wie viele Details sind übernommen?
Was ist schlimm dran, abzuzeichnen?
Eigentlich gar nichts. Das ist weder verwerflich noch unüblich.
Schlimmer ist, was danach meistens folgt: Es wird ins Internet gestellt ohne Erlaubnis, ohne Quellenangabe. Der Zeichner lässt sich bejubeln und behält dabei für sich er hat es weder aus dem Kopf gezeichnet/gemalt noch ist er überhaupt selbst auf die Idee gekommen.
Am einfachsten ist es, wenn man sich in die Lage des Urhebers versetzt, um zu verstehen, was denn nun falsch an der oben genannten Situation ist: Du machst ein Bild, du recherchierst, du gibst dir echt viel Mühe und überlegst welches Motiv du mit welchem Material und in welchen Farben du wiedergeben möchtest. Dann fertigst du Skizzen an, verbesserst diese, arbeitest sie aus und verbringst Stunden damit dein Bild konzeptionell zu gestalten. So weit, so gut. Dann möchte man natürlich zeigen, was man in mühevoller Arbeit erstellt hat und macht es öffentlich (meistens im Internet). Klar inspiriert man auch andere Künstler, weil das Bild gefällt. Das ist natürlich schmeichelhaft.
Weniger schmeichelhaft ist aber, wenn ein “Fan” daher geht, dein Bild (1 zu 1) kopiert und es (anderswo) ebenfalls ins Internet stellt und die Idee als die eigene ausgibt. Dein Bild, welches die Inspiration dazu geliefert hat, bleibt vollkommen unerwähnt. Vielmehr kann es sogar passieren, dass die Kopie eine größere Berühmtheit erlangt als das Original. Dann bekommt man nicht selten den Vorwurf, man selbst sei der Kopierer!
DAS ist dann doch der Schlag ins Gesicht eines jeden Kunstschaffenden.
Urheberrecht vs. Werbung
Nun könnte man auf den Gedanken kommen einfach beizuschreiben, von wo ich die Idee her habe und verlinke das Original. Das ist in jeden Fall schon ein richtiger Schritt, aber dabei unterschlägt man trotz alledem, dass man nicht die Erlaubnis des Urhebers hatte.
Es ist wahrlich schwierig herauszufinden, von wem ein Foto/Bild eigentlich stammt. Zu Hauf wird es im Internet verbreitet. Auch das eigene Bild kann dann (unwissentlich) weiter verbreitet werden. Die Quelle weder zum eigenen Bild noch zum Original sind dann dabei. Wie oft habe ich in Foren, Blogs, Social Network Plattformen usw. echt tolle Bilder/Fotos gesehen und mich dabei gefragt “Wer hat’s gemacht?”. Fragt man dann den Poster, wird der dir in den seltensten Fällen eine Antwort geben (können).
Wo ist dann die Werbung für den Künstler?
Einige gehen nun schon dahin und schreiben Namen/Homepage auf ihre eigenen Bilder. Solche Wasserzeichnen finden immer mehr Verbreitung. Das ist eine Möglichkeit, seine Bilder zu schützen. Die andere ist es, sich regelmäßig auf die Suche zu machen, wo die eigenen Bilder im Netz so herumfliegen. Auch da wird man auf Bilder stoßen, die bereits ein Wasserzeichen haben.
Aber um auf den Punkt Werbung zurück zu kommen … man versetze sich mal wieder in die Lage des Urhebers.
Dein Bild findest du als Kopie im Internet, dann steht bei “Die Idee stammt von xy”.
Da gehen die Empfindungen auseinander. Der eine wird sich freuen “Hey, ich wurde erwähnt”, der andere wird sich ärgern “Hey, ich wurde gar nicht gefragt”. Im zweiten Fall wird der Kopierer Ärger bekommen.
Sicher ist sicher
Wer sich im Netz Inspirationen sucht und Bilder bzw. Fotos abzeichnet, der kann auf Risiko fahren und seine “Kopie” einfach ins Netz stellen – vielleicht sogar ohne zu erwähnen, dass man eine Vorlage hatte – und einfach auf sein Glück hoffen, dass man entweder nicht “erwischt” wird oder zumindest nicht belangt wird (sprich der Urheber einem keine Abmahnung zukommen lässt).
Man kann aber auch so nett sein und wenigstens die Quelle dabei schreiben und darauf vertrauen, dass der Urheber des Originals sich freut, weil er erwähnt wurde. Wer Angst hat, bei den beiden oberen Möglichkeiten ganz schlecht schlafen zu können, der kann auch einfach den Urheber fragen und sich (am besten schriftlich) die Erlaubnis geben lassen, dass es ok ist, wenn man seine Kopie veröffentlicht. Was immer man macht: Es ist die eigene Entscheidung und die Konsequenzen muss jeder selbst tragen!
Es gibt aber allerdings auch ganz wenige Plattformen, die ausdrücklich auf die Urhebernennung verzichten. Da lohnt sich ein genauer Blick drauf. 😉
Die finden mich eh nie
Ein kleiner Zusatz für diejenigen, die sich in der Anonymität des Internets vermeintlich sicher fühlen …
Mal ganz abgesehen und unabhängig von dem aktuellen NSA Skandal, auch so haben Urheber die Möglichkeit die wahre Identität von jemanden heraus zu finden. Egal ob man auf der eigenen Webseite postet (was der einfachste Fall wäre, die Identität festzustellen) oder auf einer Fremden. Auch da kann man den Betreiber anschreiben und nach der IP Adresse fragen, im Zweifel ist der Betreiber dran, der leitet es aber gerne an Euch weiter.
So oder so, Anonymität im Internet ist ein Mythos und mit der Einstellung, dass man machen kann was man will, weil man eh nie erwischt wird, erwischt es einen erst recht. 😉
Wozu das Ganze noch mal?
Ach, warum ich den Artikel geschrieben habe? Ich wollte einmal klarstellen, dass man es sich nicht immer so einfach machen soll. Und zum Diskutieren über Urheberrecht vs. Werbung wollte ich natürlich auch anregen.
Wenn man schon auf bestimmte Aspekte des Urheberrechts hingewiesen wird, dann darf man nicht so frech nach Ausreden/Schlupflöchern suchen, sondern muss sich dem stellen oder die Konsequenzen nehmen wie sie kommen. Klar gefällt uns das nicht immer, dass die Gesetze so streng und so kompliziert sind. Aber den Kopf in den Sand stecken und die Tatsachen zu ignorieren kann einem mehr schaden als helfen. Abgesehen davon wollte ich Euren Blickwinkel auch ein wenig verändern. Man darf die Situation nicht nur von der eigenen Warte aus betrachten, sondern sollte sich auch in die Lage seines Gegenübers versetzen können und dann mit der gewonnen Erkenntnis entsprechende Schlussfolgerungen ziehen.
Und ein wenig mehr Kommunikation schadet unserer Gesellschaft dann auch nicht, ganz im Gegenteil.
Weiterführende Links
- Meine Zusammenfassung über das deutsche Urheberrecht in der Kunst
- Das Urheberrecht zum Nachlesen
- Das Kunsturheberrecht zum Nachlesen
- Bilderreverssuche mit TinEye
2 Kommentare
Kiki
Hallo Stefanie
Ich habe gerade mit Interesse deine Ausführungen gelesen. Ich bin gerade beim recherchieren. Und zwar habe ich von einem bekannten Fußball-Trainer ein Foto aus dem WWW verwendet und es im PopArt Stil umgewandelt auf Keilrahmen gemalt. Ist somit die nötige Schöpfungshöhe erreicht und ich kann es als mein eigenes Werk bedenkenlos veröffentlichen oder besser doch nicht?
Zeichenkurs
Hallo Kiki,
danke für deinen Kommentar.
Das Thema Vorlagen ist rechtlich leider nicht so einfach zu klären. Und wann genau die Schöpfungshöhe erreicht ist, kann man als Laie leider auch nicht so präzise sagen.
Jetzt habe ich weder Vorlage noch Bild gesehen… Letztendlich kommt es darauf an wie deutlich sich dein Bild von der Vorlage unterscheidet und wie sehr du eigene Interpretationen (z.B. für Licht/ Schatten, Farbgebung, Perspektive, Bildaussage etc.) für dein Bild gefunden hast.
Grade Promiporträts werden sehr oft detailgetreu abgezeichnet, was rechtlich problematisch ist. Die wenigen fundierten (von Rechtskundigen bzw. Anwälten) Meinungen, die ich dazu gelesen habe, besagen (leider) eher, dass dies nicht erlaubt ist.
Einige Künstler meinen “Wo kein Kläger, da kein Richter”. Letztendlich muss jeder Künstler das Risiko für sich tragen und nicht selten ist es auch davon abhängig was mit dem Bild geschieht und zu welchem Zweck es angefertigt wurde. Der Kunst räumt man noch große Freiräume ein. Wenn es allerdings eher Kommerz denn Kunst ist, dann bewegt man sich als Zeichner/ Maler rechtlich auf dünnerem Eis.