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Konstruktive Kritik bekommen und geben

Konstruktive Kritik ist in meinem Forum ein Dauerthema. In diesem Blog habe ich das Thema noch unzureichend behandelt. Grade jetzt ist konstruktive Kritik aber so wichtig wie noch nie.

Konstruktive Kritik

In meinem Forum predige ich konstruktive Kritik schon seit Beginn an (also seit 2005). Diese Art der Kritik ist die hilfreichste, die einen am meisten weiter bringt. Leider erfährt man sie sowohl im Internet, als auch im persönlichen Bereich nur sehr selten und unzureichend.

Aber was genau unterscheidet konstruktive Kritik von allen anderen Formen der Kritik? Hierzu muss ich erst einmal erläutern, was Kritik eigentlich ist, was die Meisten darunter verstehen und wie sie im Idealfall auszusehen hat – dann erschließt sich alles andere von selbst. 😉

 

Ist Kritik immer nur negativ?

Der erste Denkfehler, den die Meisten machen, ist zu glauben, dass Kritik immer etwas Negatives sei. Klar, es macht keinen Spaß kritisiert zu werden oder ungebeten Kritik aufs Auge gedrückt zu bekommen. Meistens ist es dann ja so, dass man vollkommen unvorbereitet nur das Schlechte von jemanden zu hören bekommt, grade dann, wenn man mit sich und dem, was kritisiert wird, im Reinen ist, oder (was noch schlimmer ist) ausgerechnet von Leuten, die einen nicht mögen bzw. die man selbst nicht mag.

Klar kann und sollte man diese Art der Kritik hinterfragen dürfen. Generell darf der Kritisierte selbst entscheiden ob und in welchem Umfang er die Kritik annimmt. So wie es nicht jedem gegeben ist fachlich und fair zu kritisieren, so ist eben auch nicht jeder in der Lage souverän mit Kritik umzugehen. Das sind Lektionen, die Kritisierter und Kritisierender erst zu lernen haben.

 

Was ist Kritik?

Ich sehe mich ja als ein Verfechter der wahren Bedeutung von “Kritik”. Aber was bedeutet Kritik eigentlich? Auch wenn jeder so seine eigene Deutungshoheit von Kritik hat, so gibt es eine feste Definition derselben:

Wikipedia zu Kritik:

Unter Kritik versteht man die Beurteilung eines Gegenstandes oder einer Handlung anhand von Maßstäben. […]

Neben der Bedeutung der prüfenden Beurteilung und deren Äußerung in entsprechenden Worten bezeichnet die Kritik – insbesondere in der Verbform kritisieren ebenso wie monieren und die Monierung – auch eine Beanstandung oder Bemängelung. […]

Um es in leichter verständlichen Worten auszudrücken: Kritik ist das Anmerken von Fehlern und zwar unter Berücksichtigung von festen Kriterien. Dies schließt Subjektivität eigentlich aus. Wie im zweiten Satz aber richtigerweise angemerkt wird, hat sich im allgemeinen Sprachgebrauch eine subjektive (also eine aus der persönlichen Sichtweise betrachteten) Definition von Kritik eingeschlichen. Diese Tatsache macht es uns allen so schwer Kritik richtig zu geben und sie angemessen anzunehmen.

Screenshot der Google Suche nach "Kritik"
Screenshot der Google Suche nach “Kritik”

Aus diesem Grund ist für mich Kritik seit Langem kein Einzelgänger mehr, sondern bringt immer noch einen Freund mit. 😉

 

Was ist “konstruktiv”?

Was macht die Kritik also zu einer Hilfreichen? Die konstruktive Kritik! Aber was bedeutet “konstruktiv” eigentlich? Es ist kein Zufall, dass sich das Wort herleiten lässt vom Wort “Konstrukt”.

Wikipedia zu “konstruktiv“:

Konstruktivität, Adj.: konstruktiv (spätlateinisch constructivus; lat. construere: zusammenbauen, bauend zusammensetzen, schichtweise zusammen-, in die Höhe bauen) beschreibt die aufbauende, einer Entwicklung dienende Eigenschaft von Dingen oder Sachlagen bzw. die einen sinnvollen Aufbau fördernde Geisteshaltung oder Handlungsweise von Menschen. Sie ist das Gegenteil von Destruktivität und grenzt sich als Fremdwort im deutschen Sprachgebrauch trotz gleicher lateinischer Ableitung von dem vor allem ergebnisorientierten Begriff Konstruktion ab.

Hier geht es vordergründig nicht (allein) darum dem Kritisierten Honig ums Maul zu schmieren (sprich: ein gutes Gefühl zu vermitteln), sondern darum gleichzeitig zum Aufzeigen der gemachten Fehler Lösungsvorschläge zu vermitteln um die gemachten Fehler beheben oder wenigstens beim nächsten Mal vermeiden zu können.

Screenshot der Google Suche nach "konstruktiv"
Screenshot der Google Suche nach “konstruktiv”

Diese Art der Kritik beinhaltet, dass sich der Kritiker nicht nur mit den gemachten Fehlern auseinander setzen muss, sondern gleichzeitig darüber hinaus denkt und eben die Lösung mit anbietet. Ich persönlich finde, dass sich anhand dieser Form von Kritik wesentlich besser lernen lässt, da man Informationen mit beifügt, die dem Kritisierten unter Umständen gar nicht bekannt gewesen sind. So vermittelt man Wissen und derjenige lernt nicht nur ob und was er besser machen muss, sondern gleichzeitig auch noch wie und warum.

 

Wie Kritik helfen kann

Konstruktive Kritik ist also hilfreicher als normale Kritik, da man als Kritisierter gleichzeitig noch Vorschläge und Wissen vermittelt bekommt. Dies setzt aber voraus, dass derjenige, der Kritisiert beides zur Hand hat, also weiß wovon er redet.

Manchmal reicht es aber auch schon konstruktiv im Sinne von “Aufbauend” zu sein, dem Kritisierten also helfen beispielsweise sein Selbstbewusstsein aufzubauen. Denn Kritik ist nicht grundsätzlich negativ. Sie ist letztendlich eine “prüfende Beurteilung”, die in entsprechenden Worten formuliert wird. Dem Kritiker fällt also etwas auf, das er so benennt. “Aufbauend” muss also nicht zwingend mit praktischem und theoretischem Wissen daher kommen.

 

Von wem kommt Kritik?

Wie oben schon erkannt, ist Kritik nicht immer rein objektiv, sondern in den allermeisten Fällen eher subjektiv, und zwar immer dann, wenn wir als Kritiker den Fehler erkennen, aber nicht konkret benennen können (da uns beispielsweise das Fachwissen dazu fehlt). Manche Fehler (aufs Zeichnen bezogen z.B. in der menschlichen Anatomie) erkennt eben auch ein Laie, er kann halt nur nicht erklären was genau falsch gemacht wurde, nur dass etwas unstimmig ist. Man hat dann eben “dieses Gefühl”, dass etwas falsch ist.

Manchmal ist es sogar hilfreicher von einem Laien Kritik zu bekommen, da dieser nicht zu sehr in der Materie involviert ist und daher einen außen stehenden und unvoreingenommenen Blickwinkel hat. Der Kritisierte bekommt also nicht nur einen Hinweis auf das Wo, sondern gleichzeitig eine Denksportaufgabe 😀 zum Was und auch zum Wie.

Wohingegen Kritik von Experten uns leicht überfordern kann, wenn es zu konzentriert daher kommt (zu viel Fachwissen und Hinweise auf einmal). Manchmal muss man etwas schrittweise abarbeiten bzw. aufarbeiten, damit man damit besser umgehen und lernen kann.

Dennoch sind Expertenmeinungen aus gutem Grund wichtig, denn nur durch diese können wir unser Wissen erweitern und bekommen Inspiration und Tipps zu Themen, auf die uns ein Laie nie gebracht hätte. 😉

 

Die Begründung macht den Unterschied

Ob eine Kritik hilfreich ist oder nicht, hängt also einzig allein von der Begründung ab, bzw. ob überhaupt eine gegeben wurde oder nicht.

Wenn mir jemand schreibt “dein Bild sieht kacke aus” oder “wow, kannst du toll zeichnen” sind das erst einmal subjektive Äußerungen, die für sich genommen mehr über den Kommentator aussagen als über mein Bild. Wenn mir stattdessen aber geschrieben wird “das linke Bein ist viel zu kurz, dadurch wirkt der gesamte Körperbau unstimmig” oder “mir gefällt wie du die Farbkontraste eingesetzt hast, dadurch vermittelt mir dein Bild Freude”, dann kann ich damit erheblich mehr anfangen, eben weil begründet wurde was jetzt gefiel bzw. nicht gefiel.

Dabei muss man nicht einmal ein Experte sein, wie ich oben schrieb. Allein sein Gefühl konkret zu benennen reicht meistens schon aus, damit ich als Zeichner auf gezielte Fehlersuche gehen kann bzw. sehen kann welche Wirkung ich mit einem Bild erziele.

 

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