Holzhand reichen und schütteln und halten
Kooperationen

Interview mit dem selbstständigen Berufskünstler René Schuppe

Ich hatte schon seit einer ganzen Weile vor einen Künstler zu interviewen, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat.  Wie es das Schicksal so wollte, hat sich sogar zu meinem Zeichenwettbewerb ein Künstler mit unter die Teilnehmer gemischt und direkt einem Interview zugestimmt. 🙂

Künstler-Interview

Hallo René!

Danke, dass du dich bereit erklärt hast an diesem Interview teil zu nehmen.
Viele Hobbykünstler sind natürlich sehr gespannt von deinem Erfahrungsschatz als Berufskünstler zu hören.

Antwort:
Ich möchte meine Erfahrungen gerne mit allen Künstlern teilen! Egal ob Berufskünstler oder die, die noch zweifeln!

Frage:
Natürlich erst die Frage: Wie wird man zum Berufskünstler?
Hast du etwas in diese Richtung studiert oder hast du vorher etwas ganz anderes gemacht und dich dann dazu entschlossen?

Antwort:
Das Zeichnen war schon immer mein Hobby, mir war kaum etwas wichtiger. Nach meiner abgeschlossenen Ausbildung als Koch ist mir aber klar geworden, dass sich das “normale” Berufsleben nicht mit meinem Hobby verbinden lässt. Nach meistens mehr als 8 Stunden Arbeit am Tag gibt es keine freie Minute, um einfach seinem Hobby nachzugehen. Ich wurde von Zeit und Zeit unglücklicher mit dem Wissen im Hinterkopf, dass mein Hobby hinten anstehen muss.

Ich habe mich nach einem Kleingewerbe erkundigt und lange darüber nachgedacht, ob das wirklich der richtige Schritt in die Zukunft ist. Da ich immer mehr Zeichenaufträge bekam, an denen ich nebenbei arbeiten konnte, entschloss ich mich, den Schritt einfach zu wagen und alles auf mich zukommen zu lassen.

Zeichnung: René S.
Renés Wettbewerbsbild

Frage:
Wie lange hat es gedauert hat, bis du dich dazu entschlossen hast, das hauptberuflich zu machen?

Antwort:
Natürlich hatte ich anfangs Zweifel, wie es mit Sicherheit jedem vor dem Schritt in die Selbstständigkeit ergeht. Es hat nur wenige Wochen gedauert, bis ich mir endgültig sicher war. Dabei spielten natürlich auch meine Kunden mit, die in mein Talent vertrauten und mir bewusst machten, dass es an der Zeit war, mich ganz meinem Hobby zu widmen.

Frage:
Wie sieht dein Arbeitsalltag aus? Arbeitest du nach Aufträgen oder bist du der “klassische” Künstler, der nach Lust und Laune Werke erstellt und sie dann an den Kunstinteressierten verkauft?

Antwort:
In meiner Anfangsphase, als ich noch nicht an die Selbstständigkeit gedacht habe, zeichnete ich aus freien Stücken und verschenkte die Werke an Freunde und Verwandte. Dadurch bin ich sehr bekannt in meinem Umkreis geworden. Ich bekam plötzlich Aufträge, die ich kostenlos zeichnete. Durch meinen Gedanken an die Selbstständigkeit wurde mir bewusst, dass ich daran jedoch etwas ändern musste, um davon leben zu können.

Frage:
Vielleicht allgemein etwas über dich und deine Kunst…
Welche Techniken und Materialien sind typisch für dich? Hast du einen eigenen Stil?

Antwort:
Es gibt nichts Typisches für mich, was meinen Stil direkt ausmacht. Natürlich habe ich meinen eigene Art zu zeichnen, da ich jedoch durch die Aufträge sehr an die Vorstellung meiner Kunden gebunden bin, kann ich selten etwas “anderes” ausprobieren. Ich zeichne auf jede Art von Papier, Leinwände, Haus- und Innenwände, mit Bleistift, Finliner, Spraydosen und vieles mehr.

Frage:
Was besonders großes Interesse erweckt, sind natürlich die Fragen rund um das Finanzielle.
Kannst du von deinen Einkünften leben? Wenn ja, wie lange hat es gedauert bis es soweit war?

Antwort:
Das Finanzielle war das größte Problem in der Anfangszeit. Ich erkundigte mich nach Hilfe beim Arbeitsamt, ob man als Selbstständiger Unterstützung erhalten kann. Da das Arbeitsamt mir sehr entgegen kam, bekam ich die Möglichkeit, einen Businessplan zu erstellen, um Ihnen meine Idee der Selbstständigkeit vorzustellen. Dadurch hat man die Chance auf einen Gründerzuschuss. Viele Selbstständige wissen nicht mal etwas von dieser Unterstützung. Durch diesen Zuschuss werde ich mir im Jahr 2015 den eigenen Traum ermöglichen, einen eigenen Laden zu eröffnen, in dem ich arbeiten kann.

Ich habe einen stetig wachsenden Kundenkreis und somit komme ich ganz gut über die Runden.

Frage:
Wie machst du das, dass du da gut über die Runden kommst?
Also wie deckst du nicht nur deine Materialkosten und deinen zeitlichen Einsatz, sondern wie schaffst du es, dass genug übrig bleibt? Das Einkommen ist ja sicherlich nicht schön regelmäßig – monatlich, sondern schwankt bestimmt.

Antwort:
Der zeitliche Aufwand ist natürlich schwer in den Kosten zu decken. An manchen Spezialaufträgen sitze ich Wochen. Würde ich alles nach einem Stundenpreis abrechnen, würde man im Tausender-Bereich laden, was keiner zahlen würde. Ich habe mich auf eine Preisspanne festgelegt. Dem Kunden gebe ich bspw. eine Spanne von 50 – 70 Euro an. Sollte es zu einem unerwarteten Mehraufwand kommen, sind wenigstens mehr Kosten gedeckt.

Frage:
Selbstständig kommt ja von “selbst” und “ständig”…
Wie viel Zeit investierst du in deine Arbeit? Die 40 Stundenwoche wird da sicher überschritten?

Antwort:
Ich bemühe mich, eigene gesetzte Arbeitszeiten einzuhalten, was nicht immer möglich ist. Aber es kommt durchaus vor, dass ich an einem Tag bis spät in die Nacht arbeite und an einem anderen dann nur 2-3 Stunden.

Frage:
Kommt es schon mal vor, dass es so wenig Aufträge gibt, dass es einen finanziellen Engpass gibt?

Antwort:
Ja, das kommt durchaus vor, jedoch versuche ich, immer finanzielle Rücklagen zu haben.

Frage:
In Sachen Marketing muss man ja auch viel tun um bekannt zu werden. Wie groß ist dein “Aufwand” um immer präsent zu sein und welche Strategien setzt du so ein? Hast du z.B. eine Webseite?

Antwort:
Eine reguläre Website ist momentan in Arbeit. Hauptsächlich betreibe ich Marketing über meine Facebookseite. Ich veranstalte Gewinnspiele bei denen man Kunstwerke und Gutscheine von mir gewinnen kann. Dort stelle ich auch die meisten meiner Kunstwerke hoch, solange meine Kunden damit einverstanden sind. Meine Facebookseite hat im Moment 700 Likes und diese steigen stetig.

Selbstportrait des Künstlers
Selbstbildnis mit Bleistift gezeichnet

Frage:
Wie aufwendig ist es an Auftragsarbeiten bzw. Verkäufe zu kommen? Das Gros der Kunden findet dich über…?

Antwort:
Durch meine Facebookseite erhalte ich meine meisten Aufträge. Ich hatte schon Aufträge aus Frankfurt, weil sie durch die Facebookseite auf mich aufmerksam geworden sind. Ich suche nicht nach Käufern, sondern “warte” auf Aufträge.

Frage:
Nimmst du jeden Auftrag an oder gibt es Situationen wo du lieber “Nein” sagst?

Antwort:
Bis jetzt gab es noch keinen Auftrag, den ich von vorne herein abgelehnt habe. Es gibt natürlich oft das Problem der Bezahlung. Viele wollen mir das Geld überweisen, jedoch kommt es nicht dazu und ich muss dem Geld hinterher rennen. Sollte es bei so einer Person zu einem Folgeauftrag kommen, bin ich vorsichtiger, was die Bezahlung angeht, jedoch sage ich nicht direkt nein.

Frage:
Die Aufträge, die du annimmst, machst du sie gerne? Oder gibt es auch Sachen, die du weniger gern für andere malst und zeichnest?

Antwort:
Ich mache jeden Auftrag gerne, weil das Zeichnen mein Hobby und mein Lebensunterhalt ist.

Frage:
Wie motivierst du dich für deine Arbeit? Kannst du dir auch mal Auszeiten “gönnen”, wenn du mal in einem Krea-Tief bist?

Antwort:
Ab und zu brauche ich eine Auszeit, weil mein Kopf dampft, aber sehr schnell gewinne ich die Lust am Zeichnen wieder. Ich brauche dafür kaum Motivation.

Frage:
Wie sieht es mit Urlaub aus? Und wie gestaltest du deinen Alltag?

Antwort:
Urlaub direkt gibt es kaum. Wenn es mal eine Woche ohne Aufträge gibt, ist das Urlaub genug. In manchen Fällen vielleicht ungewollt. Eine direkte Gestaltung meines Alltags ist schwierig. Ich beginn früh am Morgen mit der Auftragsbearbeitung, zeichne und wenn ein Auftrag fertig ist, schreibe ich eine Rechnung und koordiniere die Übergabe bzw. den Versand des Auftrags.

Frage:
Dann sind vertragliche Erfahrungen noch sehr interessant für die Szene. Als Selbstständiger muss man sich ja auch mit Gewerbeanmeldung und Gewerbesteuer beschäftigen. Da gibt es einige verschiedene Konstellationen wie Freiberuflicher und Kleingewerbe… Wie hast du angefangen und hilft dir ein Steuerberater in solchen Dingen?

Antwort:
Beim Kleingewerbe ist die Steuerangelegenheit nicht sehr kompliziert, ich mache das alles alleine. Da ich nach meinen Aufträgen immer eine Rechnung schreibe, habe ich diese direkt parat, um diese beim Finanzamt abzugeben. Ich versteuer meine Materialen nicht, sondern nur meine reinen Aufträge.

Frage:
Wie hälst du es mit den Abgabeterminen? Wird da etwas vorab vereinbart? Du wirst ja sicher oft mehrere Projekte parallel laufen haben…
Wenn der Termin mal nicht klappt, musst du dann Vertragsstrafen zahlen? Oder wie regelst du das mit dem Kunden?

Antwort:
Es gibt Kunden mit Abgabeterminen, aber ich hatte bis jetzt nie ein Problem, dass ich diese nicht einhalten konnte, sodass der Kunde unzufrieden war. Alle Kunden wissen im Vorneherein, dass ich mehrere Aufträge habe. Ich bearbeite die Aufträge nach Dringlichkeit, da es auch viele Aufträge gibt, die keine Abgabetermine vereinbaren.

Frage:
Passiert es auch mal, dass deine Arbeit abgelehnt wird? Grade in Sachen Kunst gibt es ja viele unterschiedliche Geschmäcker. Was ist, wenn sich der Auftraggeber etwas vollkommen Anderes vorgestellt hat?

Antwort:
Da ich oft Portraits zeichne, kommt es schon mal vor, dass der Kunde sich nicht wiedererkennt. Dann nehme ich selbstverständlich die gewollten Änderungen vor. Jedoch bin ich meistens der Meinung, dass viele Kunden meine Arbeit unterschätzen und fotogleiche Leistungen erwarten. Trotzdem gebe ich mir bei jedem Auftrag die größte Mühe, den Kunden glücklich zu machen.

Frage:
Wie siehst du selbst deine Bilder? Stehst du immer voll dahinter oder lieferst du auch mal Bilder ab, von denen du nicht 100%ig überzeugt bist, weil sich die Wünsche des Kunden von deinen Vorstellungen total unterscheiden?

Antwort:
Ich gebe keine Bilder ab, von denen ich oder mein Kunde nicht selbst überzeugt bin. Lieber sitze ich 2 Stunden länger an einem Auftrag, als hinterher einen unzufriedenen Kunden zu haben. Sollten sich die Vorstellungen so unterscheiden, dann muss ich damit klar kommen, schließlich muss mein Kunde zufrieden sein und mich weiterempfehlen. Das ist in jedem Beruf dasselbe.

Frage:
Was würdest du Jungkünstlern raten, die ebenfalls überlegen sich als Berufskünstler selbstständig zu machen?

Antwort:
Auf jeden Fall sollte sich jeder sehr gut informieren, was durch die Selbstständigkeit auf ihn zukommt. Dieses Wissen ist das A und O. Es gibt viele Anlaufstellen in Deutschland, die Selbstständige fördern und unterstützen. Genauso wichtig ist das Vertrauen in sich selbst. Man sollte sich jeden Tag aufs Neue bewusst sein, dass man künstlerisch begabt ist, auch wenn es mal eine Woche gibt, in denen es keinen finanziellen Fluss gibt.

Frage:
Wenn du noch einmal von vorne anfangen könntest, würdest du es wieder so machen oder doch lieber einen anderen beruflichen Weg einschlagen?

Antwort:
Ich würde mich jedes Mal wieder für die Selbstständigkeit entscheiden, da kein anderer Job mir das geben könnte, was mir das Zeichnen jeden Tag aufs Neue gibt.

Frage:
Möchtest du noch etwas zum Thema los werden?

Antwort:
Ich stehe jedem gerne für Fragen zur Verfügung! Ich bin auch für jedes Like auf meiner Facebookseite dankbar!

Danke, dass ich die Chance hatte, euch Etwas über meine Selbstständigkeit zu berichten!

Ich danke dir sehr für das Interview. Es war extrem spannend die Kunst einmal aus der professionellen Sichtweise zu betrachten.

 

Kontaktdaten

René Schuppe
Unikat Design Camburg
Siedlung 2
07774 Dornburg-Camburg

www.facebook.com/UnikatDesignCamburg
unikat.design@web.de

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