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Darf ich mit meinen Fähigkeiten angeben?

Darf man mit Fähigkeiten angeben, die man hat? Angeber sind ja Menschen, die niemand mag. Aber wo ist der schmale Grad zwischen demonstrieren und angeben erreicht? Eine kleine Überlegung meinerseits…

Mit Fähigkeiten angeben

Es gibt introvertierte Menschen und dann gibt es noch die Extrovertierten, die Offenherzigen (positiv) oder schlicht die Poser (negativ). Aber ist das schon mit Fähigkeiten angeben, wenn man lediglich zeigt, was man kann? Darf niemand aus unserer Umgebung von unseren Fertigkeiten erfahren? Sollen wir sie immer hüten wie eine geheime Superkraft, die sonst niemand hat? Oder darf man ruhig auch mal stolz darauf sein, was man sich teilweise in jahrelanger Anstrengung angeeignet hat?

Mit Fähigkeiten angeben?
Mit Fähigkeiten angeben?

 

Angeben oder demonstrieren?

Der Grad zwischen angeben und demonstrieren ist manchmal sehr schmal und kommt freilich immer darauf an, mit wem man es zu tun hat. Der Eine lässt sich gerne beeindrucken und findet es total spannend, was man so kann und möchte am Liebsten nacheifern. Der Andere fühlt sich schnell genervt und findet, dass man zu sehr angibt, wenn man demonstriert, was man kann.

Ein Anhaltspunkt kann die Situation sein. Wurde man gefragt, ob man etwas zeigen oder helfen kann? Oder hat man sich aufgedrängt? Das “wie oft” ist sicherlich auch noch so ein Punkt. Es soll ja Leute geben, die jede Situation nutzen um auf Ihre Besonderheit(en) aufmerksam zu machen um sich in Szene zu setzen. Andere machen einfach keinen Hehl aus dem, was sie können und wiederum andere kennt man schon jahrelang und auf einmal hauen sie wie aus dem Nichts die hammermäßigen Klopper raus!

 

Selbstbewusstsein vs. posen

Letztendlich kommt es auch darauf an, welchen Zweck man selbst verfolgt. Mit Fähigkeiten angeben kann einerseits davon zeugen, dass man ein gutes Selbstbewusstsein hat und einfach zu dem steht, was man kann und es auch gar nicht als das so große tolle Besondere wahrnimmt bzw. darstellt. Andererseits gibt es auch Menschen, sie sich dessen bewusst sind, dass das, was sie können eine eher seltene Gabe ist und sie es deswegen gerne wann immer möglich zur Schau stellen um sich selbst besser zu fühlen.

Draußen zeichnen
Draußen zeichnen und beobachtet werden

Natürlich kann man dann noch die Motivation hinterfragen, wieso jemand meint, sich durch seine Fähigkeiten hervorzuheben. Vielleicht ist es ja ein mangelndes Selbstbewusstsein oder das Gefühl ansonsten nie wahrgenommen zu werden. Dann einmal positiv Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, weil man in einem Teil doch etwas Besonderes ist, ist auf jeden Fall ein schönes Gefühl. Und wer von den Introvertierten hatte noch nie dieses Gefühl?

Es kommt dann eben darauf an, was man daraus macht.

 

Auf den Zeiger gehen

Geht man anderen auf den Zeiger, wenn man es ständig nötig hat mit Fähigkeiten angeben zu müssen? Ja, sicherlich. Besonders, wenn es zu jeder Zeit Thema Nummer eins sein soll. Ich muss da immer an Howard von Big Band Therory denken, der allen zu jeder Zeit kundtun musste, dass er im Weltall war. Sicher war dies ein besonderer einmaliger Moment, den nur sehr wenige Menschen mit ihm teilen. Andererseits hat er das Thema so sehr ausgereizt, dass er allen anderen damit auf den Keks gegangen ist und sie lieber auf Durchzug gestellt haben, wenn er schon wieder damit ankam.

Aber zwischen Howard und den klassischen Superhelden, die ihre Fähigkeiten verstecken, gibt es auch Zwischentöne. Nämlich die Menschen, die zwar keinen Hehl daraus machen, dass sie etwas Besonderes können, aber gerne (besonders auf Nachfrage) demonstrieren und damit helfen. Sie sind aber dennoch darauf bedacht, dass nicht die Fähigkeit, sondern sie als Mensch im Vordergrund stehen und sie selbst am ehesten wahrgenommen werden und zwar positiv und nicht als angebende Nervensäge.

 

Deine Meinung?

Jetzt würde mich die Meinung meiner Leser interessieren. Wie handhabst du das? Und welche Art Mensch geht dir besonders auf den Wecker? Vielleicht ist dir beim Lesen meines Artikels grade eine lustige/ nervige Situation oder Person eingefallen? Schreib mir doch als Kommentar, an wen oder was du dabei dachtest. Ich freue mich. 😉

Verstecken oder nicht?
Mein lieber Schwan!

 

Und ich selbst?

Ich bin ja eher der zurückhaltende und schüchterne Mensch. Mir war es lange Zeit sogar richtig unangenehm beim Zeichnen beobachtet zu werden. Dementsprechend habe ich meine Bilder soweit es ging vor anderen verborgen gehalten. Aber im Kunstunterricht oder auf Klassenfahrten gibt es so Momente, an denen man doch besonders hervor sticht. Mir war die besondere Art der Aufmerksamkeit, auch wenn sie eigentlich positiv behaftet war, eher unangenehm, da ich lieber unter dem Radar fliege.

Mit meiner Webseite und später dem Forum konnte ich meine Bilder selbst zeigen ohne mich als Person dahinter stellen zu müssen. Die Anonymität des Internets hat mir sehr viel geholfen meine Persönlichkeit zu entwickeln und mein Selbstbewusstsein und den Mut offener zu werden.

Inzwischen ist es kein Problem mehr für mich zu dem zu stehen, was ich kann. Gut, ich habe in den letzten Jahren meine Fähigkeiten auch noch mal deutlich ausgebaut. Das hilft mir auch noch mal dabei stolz auf das zu sein, was ich erreicht habe und kann. Aber es ist ein Lernprozess, der von der individuellen Persönlichkeit abhängt. Im Internet ist man immer noch in einem geschützten Raum in dem man Produkt (Bild) und Person (ich) voneinander trennen kann. Andersherum kann dies für Menschen, die sich gerne in Szene setzen mit dem was sie können, problematisch sein, da ihr Schaffen mehr Aufmerksamkeit bekommt als sie selbst.

Das Persönliche ist mir allerdings weiterhin fremd. Ich kann zwar Leuten, die ich kenne, meine Bilder zeigen und ihnen welche schenken. Aber die Aufmerksamkeit ist dann nur begrenzt, da es ein kleiner Rahmen ist. Wenn ich einen Stand auf einem Markt oder einer Messe hätte oder gar eine Ausstellung in einer Galerie, dann wäre das eine ganz andere Art der Aufmerksamkeit. Eine, die ich noch nicht kennen gelernt habe. Und entsprechend müsste ich neu lernen damit umzugehen.

Ich glaube, je besser man das gelernt hat, desto souveräner kann man dann damit umgehen. Und diese souveränen Menschen sind in meinen Augen diejenigen, die unaufdringlich sind aber dennoch zu dem stehen, was sie tun und können. 😉

 

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4 Kommentare

  • Sockenzombie

    Ich bin da wohl etwas zweigeteilt. Ich mag Extreme. Manchmal steh ich einfach nur da und sage kein Wort und keiner hat eine Ahnung was ich mache und wer ich bin. Ich beobachte gerne und das ist schwer, wenn man im Mittelpunkt steht.

    Ich habe aber viele verschiedene Fähigkeiten und oft kennen die Leute (auch welche, die mich jahrelang kennen) auch nur eine Seite von mir und sind dann total überrascht, wenn sie plötzlich eine andere kennen lernen. Das ist wohl wie das “auf einmal hauen sie wie aus dem Nichts die hammermäßigen Klopper raus!” von dem du geschrieben hast ^_^

    Andererseits mag ich es aber auch, zu zeigen was ich kann. Ich gehe jetzt nicht auf jemanden zu und zeige das, aber wenn sich eine Gelegenheit ergibt, warum nicht? Wenn sich die Gelegenheit ergibt und ich erst einmal angefangen habe, denke ich da gar nicht mehr darüber nach. Ich denke da nicht, schau her wie cool ich doch bin (ich bin cool, das ist doch selbstverständlich 😛 … aber du bist es auch!) nein ich denke eher so: schau, wie cool das Zeug ist, das ich mache, schau wie viel Spaß das macht, versuchs doch auch mal.
    Ich zeichnen gerne in der Öffentlichkeit und kann manchmal gar nicht aufhören, anderen von meinem Buch vorzuschwärmen. Da muss man mich stoppen, einfach weil weil ich mich so gerne damit beschäftige und die Geschichte und die Charaktere daraus so liebe. Und erst recht liebe ich es, vor ganz vielen Leuten aufzutreten, Musik zu machen und zu singen. Ich mag das Gefühl dabei, das ist wie… schwerelos zu sein, wie fliegen.

    Genauso finde ich es aber toll, an meinen Geschichten zu arbeiten, ganz allein. Oder nur mit der Band in irgendeinem Keller zu sitzen, ohne dass uns irgendjemand zuhört und einfach nur das zu tun was wir können und gerne tun, sinnloses Zeug, egal ob andere das jetzt gerne sehen würden oder nicht. Nicht darauf zu achten, was andere über einen denken ist manchmal leider rücksichtslos. Damit macht man sich Feinde. Aber ist es nicht langweilig, ohne Feinde? Klar, manchmal sollte man also darauf achten, um andere nicht zu verletzen, eine Rolle spielen, jemand sein, der man nicht ist. Das ist einerseits einschränkend, es klaut einem die Freiheit, andererseits aber auch lustig, wenn es eine für einen persönlich interessante und keine langweilige Rolle ist. Nein, nicht ist, wenn man selbst daraus eine macht. Dennoch bin ich da selbst lieber rücksichtslos oder sage einfach nichts, auch das bin ich. Aber zu sagen, dass man etwas nicht kann, nur um andere nicht zu verletzten, das ist doch auch doof.

    Ich denke, ich liebe einfach das, was ich tue. Und ich glaube, ich bin sehr gerne ein ziemlicher Angeber (und manchmal auch ziemlich nervig dabei XD ) …aber nicht nur um zu sagen wie toll ich doch bin (das bin ich!), sondern auch um andere mitzureisen und zu zeigen: Du bist genauso toll! Jeder ist das, genauso kannst du sein, wenn du es möchtest, zeig auch was du kannst, wir sind alle gleich und am Ende sterben wir, also habt Spaß, wir sind alle Menschen. (Außer jemand tut nur so und ist in Wirklichkeit ein Außerirdischer, der sich hier bei uns einschleicht, um… ähm… was auch immer zu tun.)

    Wie ich das bei anderen Leuten sehe: Bei zurückhaltenden Menschen macht es mich oft etwas traurig, wenn ich herausfinde, was die alles können. Nicht wenn sie so tun als könnten sie es nicht, das ist okay, sondern wenn sie selbst denken sie könnten es nicht oder denken, sind zu schlecht. Ich bin dann weniger überrascht, sondern denke eher so: schade, du kannst das, warum tust du es nicht einfach? Wenn du es doch liebst? Warum versteckst du es und lässt dich von Leuten niederdrücken, die das viel schlechter machen als du? Wenn du es absichtlich versteckst, kein Ding, aber wenn du es eigentlich gar nicht verstecken willst und dich nur nicht traust es zu zeigen, das ist schade. Wenn du etwas liebst, dann ist es egal, was andere darüber denken. Ich finde Angeber meistens nicht abstoßend, sondern im Gegenteil, sehr beeindruckend. Wenn sie was können, haben sie in meinen Augen irgendwie das Recht, damit angeben zu dürfen. Sie haben das Recht, stolz sein zu dürfen für das, was sie sich jahrelang erarbeitet haben und das Recht, das auch zu zeigen, auch damit andere sehen, was man erreichen kann, so ein wenig als Vorbild. Damit bringt man auch andere voran und dazu, an sich zu arbeiten. Ich mag Angeber sehr gerne, denn meistens sind das sehr talentierte Leute.
    Aber bei sowas war ich schon immer etwas eigen. Arrogante Menschen sind für mich irgendwie anziehend. Ebenso wie skrupellose, verrückte, ungewöhnliche. Allerdings finde ich auch extrem zurückhaltende sehr interessant. Ich mag extreme und außergewöhnliche Charaktere, bei denen in mir der Geschichtenerfinder denkt: Woa, der ist einfach nur cool!

    Okay, da hab ich mich jetzt wohl etwas reingesteigert, so viel Buchstaben… aber ich schicke den Text trotzdem mal ab: BÄM …tut mir nicht Leid.

    Liebe Grüße
    Socke

    • Zeichenkurs

      Hallo Socke,
      na das nenn ich aber mal einen mega Kommentar. 😀 Danke fürs Reinsteigern. ^^

      “…schau, wie cool das Zeug ist, das ich mache, schau wie viel Spaß das macht, versuchs doch auch mal.” Das finde ich sogar sehr erstrebenswert anderen Menschen Mut zu machen, ebenso wenn sie doch eigentlich etwas können, es aber nicht trauen zu zeigen.

      “Arrogante Menschen sind für mich irgendwie anziehend. Ebenso wie skrupellose, verrückte, ungewöhnliche.” Muss auch anderen Menschen so gehen, sonst wären so Antagonisten wie Lucifer oder Dr. House nicht so populär. 😀 Aber für solche Charaktere kann man irgendwo auch noch Sympathie empfinden, weil man Einblick in ihre Motivation erhält. Aus dieser Sicht und aus der Sicht eines kreativen Kopfes sind so Extreme immer interessanter.

      LG Steffi

  • Christina

    Ich gehöre auch eher zu der zurückhaltenden Sorte und habe jedoch zunehmend den Eindruck, dass mich das nicht weiter bringen wird. Nun überlege ich, ob ich nicht zumindest mal Anfange, ein T-Shirt mit meinem eigenen Design zu drucken und auch selbst zu tragen. Normal trage ich nämlich eher einfarbige Sachen.
    Das kostet mich einiges an Überwindung, aber ich erhoffe mir ein wenig davon, dass es mir hilft, über meinen Schatten zu springen und sich somit vielleicht auch neue Gegebenheiten bieten. Muss ich ja “nur noch” bestellen… o.O … 😉

    • Zeichenkurs

      Hallo Christina,
      danke für deinen Kommentar. 😉 Das mit dem T-Shirt im eigenen Design ist eine sehr gute Idee, das solltest du auf jeden Fall machen. Ich finde, das darfst du dich auch auf jeden Fall trauen, da ich die auch sehr klasse finde. 🙂

      LG Steffi

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