Aryltuben und Pinsel
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Ich und (flüssige) Farbe werden keine Freunde mehr

Kleckern, rumsauen, einschmieren… mit flüssiger Farbe male ich sehr ungern – ich mag sie nicht, sie mag mich nicht. Warum? Lies mal hier und ich werde dich erleuchten! 😉

 

Mein Kindheitstrauma

Als Kind kommt man üblicherweise das erste Mal mit flüssiger Farbe in Form von Fingerfarben in Berührung. Daran kann ich mich in meiner Kindheit ehrlich gesagt nicht erinnern. Vielmehr wurde meinem Bruder und mir vorgehalten, dass wir mit Stiften gerne die Tapete bekritzelt hätten. 😈

Dann ging es in der 5. oder 6. Klasse damit los selbst Farben zu mischen und damit einen Farbkreis auszumalen. Dabei habe ich das erste Mal im Kunstunterricht total “abgeloost”. Meine Mischfarben waren nicht grün, orange und lila sondern ähnelten irgendwie immer einem schmutzigen Farbton, der an Dreck erinnert – nicht einmal mit braun hatte das was zu tun. Meine erste und einzige 3 im Fach Kunst war die Folge diesen Desasters. 😳

Da ich generell nicht eine Musterschülerin war, sondern mich so im Durchschnitt durch mogelte, war für mich Kunst das einzige Fach in dem ich wirklich gut war und auch durchgehend gute Noten bekam. Umso schmerzlicher trifft einen dann so eine alberne 3, für die ich in Mathe beispielsweise mehr als dankbar war.

 

Die Lieblingswand vom Chef

Viel mit Farbe hatte ich dann erst in meiner ersten Ausbildung zur Schauwerbegestalterin wieder zu tun. Während dieser 3 Jahre haben sich einige Anekdoten angesammelt, die meine Abneigung zwischen der Farbe und mir weiter ausgebaut haben.

Da war unter anderem mein farblicher Tiefpunkt. Unser Möbelhaus hatte mehrere Filialen, davon eine in Schwelm. In den Häusern waren die einzelnen Räume (Kojen genannt) unterschiedlich möbliert, gestrichen und dekoriert.

Eine der Wände -es kann glaube eine Schlafzimmerkoje gewesen sein- hatte eine lindgrüne Wand. Die Gesellinnen, die schon länger zu den “Dekomäusen” (wie man uns nannte) gehörten, wussten: Der Chef hat sich diese Farbe ausgesucht und mochte sie so sehr, dass die Wand nie niemals über gestrichen werden sollte. Dennoch sollte eine lila Bordüre mit floralem Muster angepinselt werden – das war irgendwie modern geworden überall Muster und Bordüren aufpinseln und irgendwie war es auch eine gute ABM für die Azubis wie mich. 🙄

flüssig Farbe Acryltuben und Pinsel
flüssig Farbe Acryltuben und Pinsel

Mal abgesehen von der sisyphos Arbeit, die das Pinseln mit sich bringt, mochte ich es nicht, da ich mit der Leite einerseits immer vorrücken musste. Andererseits staute sich oben immer die Hitze, welche durch die vielen Halogenlichter, die die Ausstellung beleuchteten, noch unerträglicher war – ganz besonders im Sommer.

Das ständige “Leiter rauf – Leiter runter – Leiter rauf – Leiter runter” konnte dann irgendwann nicht mehr gut gehen: ich blieb an der Leiter hingen und die oben geparkte Farbe ergoss sich über mein weißes Shirt, meine Jeanshose, meine Schuhe und -natüüüürlich- über die lindfarbene Wand! 👿

Meine Kollegin half mir wenigstens die ganze Farbe von meiner Kleidung und nicht zuletzt von der Wand zu bekommen bevor diese anfing zu trocknen. So ganz ist es uns leider nicht geglückt und meine Kleidung war sowieso nicht mehr zu retten.

 

Meine Lieblingshose

Eine andere Azubigeschichte von mir betrifft meine Lieblingshose. Was komme ich auch auf die Idee meine Lieblingshose -übrigens schwarz- auf der Arbeit anzuziehen?! 🙄

Jedenfalls musste ich, mal wieder, eine Wand streichen. Diesmal eine kleine Koje mit Steinwand, die von grau in terracotta umgefärbt werden sollte. Eine Kollegin gab mir einen “Schutzanzug”, den ich überziehen konnte, damit meine Kleidung nicht mit Farbe eingesaut wird.

Sagen wir es mal so: Diese Schutzanzüge sind weder das Geld wert noch verdienen sie ihren Namen! Die Farbe ging einfach hindurch! 🙁
Und wieder musste ich, so schnell es ging, meine Kleidung von Wandfarbe befreien bevor diese anfangen konnte zu trocknen. Dieses Mal hatte ich wenigstens Glück und ich habe die Farbe weitestgehend wieder raus bekommen – puh!

 

Schweinchenrosa

Meine Azubigeschichten reißen nicht ab: Eine Doppelkoje, mit einem Esstisch, Sideboard, Wohnzimmerschrank, Couch und Couchtisch sollte weinrot, glaube ich, gestrichen werden. Auf jedenfall ein sattes nicht zu dunkles bzw. zu helles Rot. Also fing ich an die Farbe zu mischen. Ein Eimer Weiß, jede Menge roter Abtönfarbe und viel Rühren später sah das Gemisch ganz annehmbar aus. Also strich ich eine größere Wand in besagtem Rot.

Nach getaner Arbeit reinigte ich mein Arbeitswerkzeug während die Wand trocknete. Etwas später eröffnete mir meine Ausbilderin, dass aus dem satten Rot ein qietischiges Schweinchenrosa geworden ist! *facepalm*

Das war der Zeitpunkt, in dem man mir verriet, dass feuchte Farbe anders aussieht als trockene Farbe. 🙁 Um solche Fehler künftig zu verhindern bekam ich den Tipp etwas Farbe auf ein Stück Papier aufzutragen und dort trocken zu wedeln, dann wüsste ich wie die Farbe letztendlich aussehen würde. Gut, den Tipp hätte ich vorher gebrauchen können, aber aufgrund der Tatsache, dass ich die Wand erneut streichen durfte, habe ich das auch nie vergessen. 😆

 

Mit dem Pinsel an der Wand

In unserer Filiale in Hanau, die wir damals neu eröffnet haben, hatte ich wieder die Aufgabe mehrere Wände mit Bemalungen zu verzieren. An einer Wand durfte ich im Hochsommer unter eingeschalteten Halogenstrahlern wieder eine Bordüre anpinseln. Hierfür hatte ich mir sogar vorab mehrere Schablonen ausgeschnitten.

Verständlicherweise dauert es so seine Zeit mehrere Meter verschnörkelte Verzierungen zu pinseln. Leider sind die Leute mit den klugen Ratschlägen nie weit und schwätzen einen dann von unten damit voll wie es schneller und besser ginge. Ok, Farbe etwas mit Wasser zu verdünnen war nicht die schlechteste Idee. Blöd nur, dass das Wasser durch die Hitze schnell verdunstete. 😕

schwarze Französische Lilie
Französische Lilie

Besonders ärgerlich fand ich aber, dass genau diese Wand wenige Monate später wieder übermalt wurde und meine Bordüre damit weg war! 👿

In Hanau haben wir auch noch Schatten von künstlichen Bambusbäumen an die Wand gemalt und ich habe eine Steinwand mit einer Efeuranke verziert. Das waren noch sehr kreative Ideen. Genauso die versetzten schwarzen französischen Lilien an einer cremefarbenen Wand in Gelsenkirchen. Das sah edel und modern gleichermaßen aus! 😛

 

Ok, eine Chance noch

Auch wenn mir die flüssigen Farben künstlerisch zu unberechenbar sind, so bin ich heute bereit damit zu spielen um meinen malerischen Horizont zu erweitern. Einen Zwischenschritt habe ich mit den Aquarellbuntstiften schon gemacht, die ich trocken auftragen und dann mit Wasser vermalen kann.

 

Dein Trauma?

Welches künstlerische Trauma hast du  davon getragen? Erzähls mir, ich wills wissen! Dann gründen wir den Club der Farbgeschädigten. 😉

 

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7 Kommentare

  • Wolfgang / Woifi Gschwendtner

    Schauwerbegestalterin
    Wie lange hab ich das nicht mehr gehört/gelesen, ich habe 1962 Schaufensterdekorateur gelernt, so stand es im Lehrvertrag, in einem kleinen Modekaufhaus, ich noch nicht einmal 14 Jahre alt und 45 Stunden die Woche Arbeitszeit. Während meiner Lehrzeit wurde dann der Name diesen so interessanten und schönen Berufes in Schauwerbegestalter umgeändert. nach so vielen Jahren sage ich, ich profitiere heute noch von dieser Lehre, vor allem von der Berufsschule. Die ersten richtigen Lehrer in meinem Leben. Hans Bayer Gewerbeschule, München Schwabing Luisenstraße. Ich bin dankbar dafür und Dir, für die kleine Reise in meine Vergangenheit und was Du uns hier so alles zeigst.

    • Stefanie

      Na, schau mal einer an! 🙂
      Ich musste “Schauwerbegestalter” immer mit “Schaufensterdekorateur” übersetzen, weil die Menschen damit nichts anzufangen wussten (ich zunächst vor Beginn der Lehre ja auch nicht). Inzwischen heißt der Beruf ja sogar “Gestalter für visuelles Marketing”. Das kommt meinem aktuellen (zweiten) Beruf “Mediengestalter” ja auch recht nahe.

      Aber ja, die Ausbildung ist eine solide Grundlage, da habe ich Grundlagen gelernt, die ich im zweiten Beruf nicht mit bekam, die aber irgendwie doch vorausgesetzt wurden. Gute Lehrer hatte ich damals auch, am Adolph Kolping Berufskolleg in Münster. 😉

      PS: Ich schau mal, was es mit deiner Meldung zum Kommentar-Abonnement auf sich hat. Technik, die begeistert…

  • Ines

    Sehr lustige Geschichten, aber man kann verstehen, dass das für dich frustrierend war. Wände streichen ist auch nicht so meins. Allerdings finde ich selbst gestrichene Bordüren, das klingt sehr kreativ und einzigartig. Möchte demnächst eine Uhr mit ihren Ziffern an die Wand pinseln, aber ich bin noch nicht sicher in welchem Stil. Mit Acrylfarben kann ich auch am wenigsten zufriedenstellend malen… ich finde das anmischen immer recht nervtötend.

    • Zeichenkurs

      Hallo Ines,
      danke für deinen Kommentar. Das war übrigens der 300te im Blog. 🙂

      Die Bordüren bzw. Wandverzierungen sahen auch wirklich gut aus, so sie denn zum Stil der jeweiligen Koje passten. Allerdings unterschätzt man da schnell die Arbeit.
      Wenn es nur ein einzelnes Motiv ist, dann kann man es vielleicht sogar besser auf eine Holzplatte malen und diese an die Wand befestigen. 😉

      • Ines

        Ach, wie cool 🙂

        Ja bin gespannt ob auf der leicht strukturierten und sehr glatten (da mit Latexfarbe gestrichenen) Tapete überhaupt Farbe hält 😀

  • Lena

    Buntstifte. Wahrscheinlich sind Buntsifte mein “Trauma”.
    In der Grundschule sollten wir ein Ausmalbild nicht “flach” ausmalen, sondern hell-dunkel, also mit Schatten.
    Ich war mit dem Ergebnis nie sehr zufrieden, aber ich habe mir vorgenommen, Buntstiften noch eine Chance zu geben.

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