Malen mit Wachsmalern
Für Kinder & Eltern

Liebe Lehrer, verderbt den Kindern doch bitte nicht immer das Zeichnen!

Lehrer verderben das Zeichnen? In diesem Artikel möchte ich einmal einen Appell an unsere Lehrkräfte und Erzieher da draußen im Land richten. Denn Eure (unbedachten) Worte können einen nicht zu unterschätzenden negativen Einfluss auf das Leben der Kinder ausüben, denen Ihr ein Vorbild sein und denen Ihr doch Mut machen solltet!

Lehrer verderben das Zeichnen – Traurige Erfahrungen

Kurz vorweg: mein Erfahrungsschatz stützt sich auf die Perspektive des Schülers, nicht des Lehrers. 😉 Nun lese ich schon zum x-ten Mal dieselbe traurige Erfahrung in meinem Forum: Der/die Lehrer/in hat in der Kindheit mit einem unbedachten oder gemeinen Satz auf Jahre den Spaß am Zeichnen verdorben.

Lehrer verderben das Zeichnen? Malen mit Wachsmalern
Lehrer verderben das Zeichnen? Malen mit Wachsmalern

Viele dieser “traumatisierten” Künstler haben sich von teils unfairer, teils leichtfertiger Kritik in der Schule so sehr gekränkt gefühlt, dass sie auf Jahre oder gar Jahrzehnte den Stift nicht mehr angefasst haben. Nicht selten war das künstlerische Selbstbewusstsein komplett zerstört. Meist haben dann im Erwachsenenalter gute Bekannte die brachliegenden Talente zufällig entdeckt und Mut gemacht, den eigentlich die Lehrer hätten machen sollen.

Auch ich durfte mich schon mit solcher Kritik seitens meiner Berufsschullehrerin konfrontiert sehen. Es war weniger, was sie sagte, sondern vielmehr wie sie es sagte und mich obendrein der gesamten Klasse der Lächerlichkeit aussetzte. Konkret ging es in meinem Beispiel um einen Entwurf eines Aufklebers, den ich angefertigt hatte. Und zwar stellte meine Skizze das Gesicht eines Geparden dar. Hier assoziierte die Lehrerin den Mund meines Geparden mit dem weiblichen Geschlechtsorgan. Welch ein unsensibler und gleichzeitig beleidigender Vergleich!

Insgesamt hatte ich den Eindruck gewonnen, dass diese eine Lehrerin mir mein Talent neidete und keine Gelegenheit ausließ es mir schlecht zu reden.

 

Langweilige Themen

Vielen hat schon ein langweiliges Thema im Kunstunterricht den Spaß an der Kreativität genommen. Man kann es zwar nicht jedem recht machen, aber man kann ein Thema dennoch spannend gestalten. Wenn eigentlich ein Sportlehrer Vertretung im Fach Kunst übernimmt, so reicht es nicht, irgendwelchen trockenen Stoff durch Zugehen oder in Sportlermanier die Technik abzuarbeiten. Auch soll das Fach Kunst keine (selbst) Beschäftigungsmaßnahme sein in die man die Kinder für 1–2 Stunden “parkt”.

Mir leuchtet ein, dass es schwierig ist bei unserem mittelmäßigen Schulsystem ein Fach wie Kunst gehaltvoll zu gestalten. Denn leider gehört Kunst zu den sogenannten Nebenfächern und stellt daher keine besonders hohe Priorität dar, da Schule vor allem auf das (Berufs-) Leben vorbereiten soll.  Kunst wird eben sehr oft unterschätzt und für nicht wichtig gehalten. Allerdings hätte ich mir damals schon gewünscht, dass uns Grundlagen der Gestaltung beigebracht worden wären, welche eine Brücke zwischen theoretischer und praktischer Kunst schlagen.

Und auch sonst, gibt es nicht nur Wissenswertes für die zahlreichen kreativen Berufe, sondern man kann auch Kreativtechniken für andere Berufe effektiv nutzen – wenn man denn welche kennt.

 

In jedem schlummert ein Künstler

Ich habe auch schon Aussagen von Leuten gelesen, die regelrecht überrascht über sich selbst waren, als sie ihr (neues) Interessensgebiet, das Zeichnen, für sich (wieder) entdeckt haben.

In meiner Klasse war es damals so (in vielen anderen gewiss ähnlich), dass es die Talentierten und die nicht Talentierten/ Interessierten in Sachen Kunst gegeben hat. Die einen waren durchweg gut im Kunstunterricht und hatten sehr viel Spaß dabei. Die anderen sahen sich vom Lehrer lediglich beschäftigt und alberten daher lieber herum, anstatt sich ernsthaft aufs Zeichnen bzw. Malen zu konzentrieren.

Lehrer verderben das Zeichnen - Spaß am Zeichnen und Malen
Spaß am Zeichnen und Malen

Die zweite Gruppe hatte im überwiegenden Fall ohnehin schon für sich selbst abgeschlossen und behandelte Kunst daher als genauso sinnlos, wie es unsere Gesellschaft im Allgemeinen gerne tut.

Jahre später (aber auch gerne damals) fällt dann der Satz “Ich wünschte, ich könnte so gut zeichnen wie du”. Wie ich unter anderem in meinem Artikel über Arroganz und über Vergleiche ziehen festgestellt habe, kann jeder, der möchte etwas erreichen. Talent ist nicht das Ausschlaggebende, sondern eben der Wille und Spaß daran.

Die Aufgabe eines Lehrers sehe ich darin, schlummernde Interessen zu wecken und nicht auch noch die Schüler zusätzlich an zu öden.

 

Nicht fertig machen lassen

Den damaligen und vor allem auch heutigen Schülern möchte ich nur eines mit auf den Weg geben: Lasst Euch nicht von Euren Lehrern und Erziehern fertig machen!

Ihr kennt Euch, Eure Interessen sowie Eure Talente am besten. Die wenigen Stunden in der Woche (im Monat), die der Kunstlehrer Euch unter seine Fittiche hat, sollten nicht die Möglichkeit bieten, Euch Euer Hobby oder gar Euer Selbstbewusstsein schlecht zu reden.

Es spielen einige Faktoren eine Rolle, warum der Lehrer so ist wie er ist. Sei es, weil es eigentlich nicht sein Fach ist, weil er keine Ahnung von oder Interesse an diesem Fach hat, weil der Lehrer als Lehrer ungeeignet ist, Neid oder schlicht Unwissenheit, was die eigenen Äußerungen anrichten können.

Verliert bitte nicht den Mut! Und: Ihr seid nicht allein! (Leider)

 

Deine Meinung?

Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder war deine Zeit im Kunstunterricht geradezu traumhaft? Oder bist du Lehrer und möchtest für deine Kollegen eine Lanze brechen?

 

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8 Kommentare

  • Sarah

    Meine schlimmste Kunstlehrererfahrung hat weniger mit Kritik zu tun aber ja, das Thema ist weit verbreitet. Ich wurde als ich mich für Realismusportraits interessiert habe (9. Klasse) kritisiert, dass meine Zeichnung zu perfekt aussehe da wir unsere Sitznachbarn zeichnen sollten und als einzige Referenz die Maße von ihnen mit dem Geodreieck ausmessen sollten und mit Maßstab umrechnen und dann zeichnen sollten. Bei mir wurde es dann ein sehr symmetrisches Gesicht das überhaupt nicht wie meine Freundin aussah… zwei Jahre später habe ich ein altes Foto, das ich damals heimlich als Referenz von ihr gemacht hatte gefunden und das Portrait nochmal gezeichnet, ohne messen oder andere Hilfstechniken wie zB der Gittermethode. Sah ihr dann viel ähnlicher. Zum Glück habe ich damals nicht aufgehört, es ist für mich zwar ein Hobby geblieben aber es macht mir immer noch sehr viel Spaß.

    Ein anderes tolles Ereignis war die Kunstlehrerin, die in der 6. Klasse mein Bild kritisiert hat weil meine Figuren kein Kinn hatten… wir hatten davor NIE Anatomie oder sowas, ich meine wir waren 11. Das ist wie ein Kind zu kritisieren, dass es noch keine Abituraufgabe lösen kann. Natürlich war die Kritik damals nicht nach dem verbalen Hinweis vorbei, natürlich musste die Lehrerin noch mit einen 2b Bleistift und gaaaaanz viel Druck das Kinn einzeichnen. In ein (zugegeben kindliches) Aquarell. Ich verstehe nicht, warum Lehrer mit dem erstbesten Stift da reinkritzeln müssen um es zu “verschlimmbessern”

    • Stefanie

      Hallo Sarah,
      danke für deine Erfahrungen.

      Das ungefragte Reinzeichnen in anderer Künstler Bilder wird ja sehr kritisch gesehen, auch wenn dies digital geschieht, analog ist das definitiv ein No-Go.
      Grade bei Kunstlehrern sehe ich eher, dass der Ton die Musik macht und grade Kinder, denen viel am Zeichnen und Malen liegt, sich schnell verunsichern lassen (die empfindliche Künstlerseele 🙂 ).

  • A.Orellana

    schwieriges Thema, wie will man Kunst auch “unterrichten”?
    Am besten finde ich immer noch Papier und Stifte/Pinsel zur Verfügung stellen und kreativ werden lassen. Und dann wertfrei ausstellen oder darüber sprechen.

  • Lisa

    Ich liebe es zu zeichnen! Doch nicht in der Schule. Wir hatten bei jeder Lehrerin immer so langweilige Themen und dann sind sie nie mit dem Motiv zufrieden, welches man malt. Unsere Zeichenlehrerin im Gymnasium sagte meiner Klasse mal, wir können ihr auch unsere eigenen Bilder zeigen. Hab ich gemacht… Ich zeigte ihr mein bestes Bild vom Winter Soldier und von einem Wolf.
    Sie war gar nicht begeistert, was ich für Sachen malte… Obwohl es wirklich richtig gut war… Hatte mich so aufgeregt. Die müssen einem immer sagen das es nicht gut ist. Ein Lob kann ja niemandem schaden… Vorallem da ich bisher immer eine 6 ( das beste. Komme aus der Schweiz) hatte, verstehe ich diese Frau total nicht…

  • Fabienne

    Ich kenne diese Themen nur zu gut. In der dritten Klasse hatte ich eine 1 in Kunst und in der vierten, wollte mir ein neuer Kunstlehrer eine 4 geben (ging natürlich nicht). Ich weiß nicht, was er gegen mich hatte, aber einmal meinte er, dass mein Baum wie ein Kaktus aussah (Ich war vorher sehr stolz auf die Zeichnung)…

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